‘it bis auf den Nullpunkt die Ursache des
ganzen Nachkriegselendes ist, darüber ist
:ür mich kein Zweifel. Der Untergrabung
der Staatsautorität verdanken wir die Ren:
tenbank, und dem Mangel eigener Initiative
und dem mangelnden Verantwortlichkeits:
gefühl den Dawes-Plan, der im wesentlichen
ıuf Elemente aufgebaut ist, die wir seit
Jahren studiert haben, und der uns von
außen aufoktroyiert wurde, weil wir selbst
die Autorität nicht aufgebracht haben, die
in ihm vorhandenen Grundsätze, die wir
schon lange kannten, beizeiten zu exeku-
tieren. Die Erfahrung meiner Tätigkeit geht
dahin, daß ich tief durchdrungen bin von der
Erkenntnis, daß die Tätigkeit eines Verban-
des wie des unsrigen und die Arbeit einer
Person, wie. ich es bin, vollkommen wegge-
worfen ist, wenn nicht der Staat in der Lage
ist, Gesundes, Tragfähiges zu erkennen und
durch seine Organe exekutieren zu lassen.
[ch habe bei den Regierungen. von denen ich
in meiner Tätigkeit hier bald ein Dutzend er:
'ebt habe, gefunden, daß bei den, einzelnen
Regierungsvertretern, beiden Referenten
ınd Ministerialräten ein ausgezeichneter
Geist und ein guter Wille vörhanden ist, und
daß,” wenn es irgendwo” fehlt, e5 an der
Spitze fehlt. Ich habe aber auch gefunden,
daß die Kabinette in diesen Fragen, welcher
Schattierung sie auch waren, das Beste woll:
ten und sich dafür einsetzten. Ich bin aber
auf der anderen Seite der Überzeugung, daß
unsere ganze öffentliche Meinung nicht im:
stande ist, einen einheitlichen Weg zu gehen,
weil bei uns nicht erkannt ist, daß die
Stellung des einzelnen zu der Gesamtheit
ınd der Gesamtheit zur Umwelt das wich:
tigste ist. Während in England jeder Eng-
länder davon überzeugt ist, daß der Satz
richtig ist: right or wrong, my country, wäh:
rend der Franzose stets bereit ist, alles
hinten anzusetzen — das habe ich selbst er-
fahren — wenn ‚es um den Nationalismus
geht, und sei es ein Phantom, so steht hier
alles still, wenn es um die Partei geht. Und
3s ist eine ungeheure Schwierigkeit, eine
öffentliche Meinung bei uns zu schaffen.
Wenn sie sich lediglich um der Partei
willen, die doch absolut sekundär ist, dazu
bringen lassen können, das deutsche Volk in
zwei Lager zu spalten, von denen jedes die:
selbe Berechtigung hat, wenn sie die Jugend
aufputschen und bei jeder Feier mit Fahnen
aufrücken lassen — solange Parteileiter dieses
verantworten können, die Jugend um nichts
in dieser Form zu entzweien, solange be
‚steht. die Möglichkeit nicht, einer einheit-
ichen_ Willen aufzubringen. Solange die
wichtigsten Staatsgeschäfte scheitern an der
jersonlichen Eitelkeit und an der Stellung
188 einzelnen nicht vor Seinem Gott und vor
einem Vaterlande, sondern vor der Partei,
jölange dieses der Fall ist, können wir wirt:
‚chaftlich keinen Schritt vorwärts tun. Alles
was wir erwägen und schaffen wollen in
‚rnster Arbeit, wird unterbunden durch die
Unverantwortlichkeit der Deckung der Ver:
ıntwortung durch die Partei und nicht durch
len einzelnen. Ins Parlament gehören keine
Darteien mit einem Schwanz von. Ilnverant-
vortlichkeit, ins, Parlament. gehören..nur.Per-
;önlichkeiten, vor denen sich die anderen
»eugen, nicht um der Partei willen, sondern
ım_ der Persönlichkeit willen. Solange wir
lieses nicht haben, haben wir kein Parlament,
1aben wir nicht die Möglichkeit, einen ein-
ıeitlichen Willen, eine Demokratie, die gleich:
jedeutend_ ist mit Aristokratie, zu schaffen,
ine Demokratie, die den Besten an die
Spitze stellt, nicht denjenigen, der die besten
<ompromisse machen kann. ;
* "Kommt dieses einmal zustande, so bin
ch der Ansicht, daß die wirtschaftlichen
Zräfte, die in uns ruhen, und die Erkenntnis,
lie wir besitzen. die ja viel größer ist, als
n irgendeinem anderen Lande, sich kräftig
ıntfalten werden. Kommt diese aber zur
Intfaltung, dann ist mir nicht ängstlich um
lie Zukunft unseres Vaterlandes. Die Zu-
zunft sehe ich in einer etwas anderen Form.
ch bin der Ansicht, daß die Demokratie der
Zukunft viel ausbaufähiger ist, und daß sie
n ihrer Konstruktion viel besser sein kann
ıls sie bei den alten Musterdemokratien,
ıcehmen wir England und Frankreich, heute
st. Und darin spielt der Verband eine Rolle,
wenn der Verbandsleiter seine Stellung in
ler Wirtschaft richtig erkennt. Das, was
m absoluten Staate der Vortragende Rat
nachte, und das, was er auf einen einheit-
ichen Zuruf von oben diktierte, war ein ge-
;schlossenes Ganze. Und Sie können die
Wirtschaft so führen, Sie können sie glück:
ich führen, wenn Sie im absoluten Staate
lie Garantie hätten, daß an der Spitze auch
der Leistungsfähigste stünde, was bekannt:
'ich hier am schwierigsten ist. Treten Sie in
lie Demokratie über, dann müssen Sie die
Zerantwortlichkeit delegieren dahin, wo die
<orrelation oder der Ausgleich in der Wirt-
schaft und im Volke selbst erfolgt. Ein Bei:
;piel: Wenn Sie in irgendeinem Verbande
inen Ausgleich herbeiführen zwischen den
Interessenten, so haben Sie hier die Möglich:
keit, dieses in der umfassendsten und in der