Full text: Dem Reichsverband der deutschen Volkswirte (R. D. V.) zur Feier seines 25jährigen Bestehens zu Berlin im Februar 1927 gewidmet von der Friedrich List-Gesellschaft

Friedrich Lists Pariser Preisschrift von ı8 37. 
Ihre Bedeutung und ihre Stellung im Gesamtwerke Lists. 1 
Von Artur Sommer 
Dr. phil., Heidelbere. 
Il Vorbemerkungen. 
N achdem an anderer Stelle? die Einzelheiten über die Geschichte der 
Preisfrage der Pariser Akademie und über die äußere Geschichte des 
am Ende des vorigen Jahres in Paris aufgefundenen Manuskriptes 
dargelegt worden sind, soll im folgenden an einigen wichtigen Punk- 
ten auf den Inhalt der Preisschrift und die Stellung und Bedeutung 
eingegangen werden, welche ihr inmitten des gesamten wissenschaft- 
lichen Werkes Lists zukommt. 
Wir bahnen uns den Zugang zu einem solchen Verständnis durch 
eine zweifache Berücksichtigung ihrer geistigen Entstehungsge- 
schichte: zunächst geben wir einige Hinweise auf die wichtigsten 
literarischen „Quellen“ im weitesten Sinne des Wortes, welche uns 
Lists Art und Methode durch eine Einordnung in die von ihm ge- 
kannte und benützte ökonomische und politische Literatur näher- 
bringt. Obwohl dieses Thema nur kurz und in keiner Weise schon er- 
schöpfend behandelt werden kann, ist eine vorläufige Erörterung un- 
entbehrlich zur Korrektur der allzu einseitigen Richtung der bis- 
herigen Forschung (Abschnitt II). 
Sodann betrachten wir die Genesis der theoretischen Systematik, 
wie sie aus der wirtschaftlichen Zeitlage, dem Leben Lists und be- 
sonders aus seiner politischen Einstellung ihre begriffliche Gestalt 
empfängt; während dabei sein dreifaches Schicksal: Privatmann ohne 
öffentliche politische oder wirtschaftliche Funktion, Deutscher in 
einer Zeit, da sein Land den englischen Vorsprung zu begreifen und 
auszugleichen die Aufgabe hatte, endlich das Schicksal, nach dem 
Entstehen der klassischen englischen Theorie ein deutsches System 
der politischen Ökonomie zu schaffen, — die durchgehende Einheit 
seiner Lehre als einer Theorie der produktiven Kräfte bestimmend 
prägt, unterliegt Lists politischer Weltaspekt im Laufe seines Lebens 
Veränderungen, deren Beachtung uns einen Strukturwandel auch der 
ökonomischen Lehren zu erkennen und zu klären ermöglicht (Ab- 
schnitt III). 
Indem wir die Behandlung der „Theorie der produktiven Kräfte“ 
— diese Bezeichnung tritt in der Preisschrift sowohl innerhalb Lists 
Werken als in der Literatur erstmalig auf — in diesem Aufsatz aus- 
schalten, weil sie erst im deutschen Hauptwerke zur vollen Entfaltung 
gelangt, legen wir das Hauptgewicht auf einen Überblick der systema- 
tisch zu scheidenden Perioden im Schaffen Lists und bestimmen so 
die Stellung und Artung der Preisschrift im Verhältnis zu den übrigen 
größeren Werken. 
Das gleiche Thema wird in den beiden Hauptteilen der Untersu- 
2
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.