Full text: Entwicklung der Reklame vom Altertum bis zur Gegenwart

BEGRIFF DER REKLAME 
Horst Kliemann definiert: 
„Werbung ist kein unbeschränkt wirksames, zeitlich 
bedingtes, selbständiges Gebilde, sondern Exponent des 
sozialen Grundtriebs ‚Wettbewerb‘. Ziel des Wett- 
bewerbs ist Kampf um den Anteil an der Kaufkraft auf 
wirtschaftlichem, an der Aufnahmefähigkeit auf geistigem 
Gebiete mit der Absicht der Gruppenbildung zwecks 
Wirkungsverbreiterung von Ideen und Personen oder 
rationeller Produktions- und Konsumptionsmöglichkeit 
von Waren. Ihr Wirkungsumfang ist von zwei Kompo- 
nenten abhängig: einerseits von der vorhandenen Kauf- 
kraft bezw. geistigen Aufnahmefähigkeit, anderseits von 
dem Willen des Individuums, zu verbrauchen oder sich 
Ideen anzueignen. Die Untersuchung der ersten Kompo- 
nente ist Aufgabe der Wirtschafts-, Staats und Sozial- 
wissenschaften, der zweiten, Aufgabe der angewandten 
Psychologie‘. 
Unter Berücksichtigung des allgemeinen Sprachgebrauches 
und unter Zugrundelegung der obigen Definitionen soll für dieses 
Buch nachstehende Begriffsbestimmung für „Reklame“ gelten. 
„Reklame ist die bewußte Massenbeeinflussung durch 
Wort, Schrift, Bild, Plastik, Architektur oder die Tat auf 
das Denken und Verhalten anderer, um Aufmerksamkeit, 
günstige Vorstellung, ein geneigtes Urteil oder Wünsche, 
bezüglich eines Objektes, einer Person, eines Territoriums 
oder einer Idee zu erregen.‘ 
Gegenstand der Darlegung. 
Den Gegenstand der folgenden. Darlegung soll die ge- 
schichtliche Entwicklung der Reklame bilden, wobei das 
Hauptgewicht darauf ruht, darzulegen, daß und wie die 
Menschen bereits in den frühesten uns bekannten Zeiten alle 
ihnen zur Verfügung stehenden Mittel angewendet haben, auf 
die Psyche und die Handlungen ihrer Mitmenschen einzu- 
wirken, um sie in freier Entschließung zu einem ihnen ge- 
nehmen Verhalten oder Handeln zu veranlassen; insbesondere 
soll durch diese Abhandlung auch jedermann klar werden, 
daß die Reklame keineswegs eine Erfindung der
	        
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