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leihen in England, Holland und Deutschland führte einen
Teil davon wieder zurück.
Seit der Losreißung vom Mutterlande (1775—1783)
hatte die Union keine Kriegsanleihen mehr in Europa auf-
gelegt. Die für den Krieg gegen England (1812—1815)
erforderlichen Summen hatten, wie schon oben erwähnt
ist, im Lande aufgebracht werden müssen, Der für den
Krieg gegen Mexiko (1846—1848) gebrauchte Anleihebetrag
(50 Millionen Dollar) aber war so gering, daß sich die In-
anspruchnahme des europpäischen Kapitalmarktes nicht
lohnte. Die durch den Sezessionskrieg (1861—1865) er-
wachsenden Ausgaben, deren Gesamtbetrag 1906 Millionen
Dollar betrug, war indessen zu bedeutend. um im Inlande
gedeckt werden zu können,
Die Heranziehung finanziellen Beistandes aus der alten
Welt gelang nicht ohne Schwierigkeiten, da die beiden kapi-
talkräftigsten Länder, England und Frankreich, an den Sieg
der Südstaaten glaubten. Dazu kam, daß die drei größten
damaligen Machtfaktoren der europäischen Politik gegen die
Union waren, Napoleon III, Palmerston und die Times, Von
der im Jahre 1861 aufgenommenen Kriegsanleihe von
270 Millionen Dollar konnten daher nur 100 Millionen in
Europa untergebracht. werden. Sie wurden von Holland und
Deutschland, das sich damals zuerst in größerem Maßstab
an internationalen Finanzoperationen beteiligte, aufge-
nommen. Mit dem zunehmenden Kriegsglück der Union
wuchs naturgemäß der in europäischen Besitz, teils durch
direkte Emission an den Börsen in London, Amsterdam,
Wien, Frankfurt a. M. und Berlin, teils durch Aufnahme
der nur in New York notierten Anleihen gelangte Teil der
amerikanischen Staatsschuld, die bei Ausbruch des Krieges
65 Millionen, nach seiner Beendigung 1866 27783 Millionen
Dollar betrug.
Die Unterbringung in England, die am schwierigsten
war, weil man die an den Anleihen mancher Einzelstaaten
1837-—1843 erlittenen Verluste noch nicht vergessen hatte,
andererseits die an die Goldwährung gewöhnten englischen
Kapitalisten durch die Einführung des uneinlöslichen Papier-
geldes 1864 mißtrauisch geworden waren, besorgten u. a.
J. S. Morgan & Co., deren New Yorker Filiale Drexel,
Morgan & Co. (jetzt J. P. Morgan & Co.) war, N. M. Roth-
schild & Sons — ihr New Yorker Vertreter war die Bank-
firma A. Belmont & Co. — Seligman Brothers, die Lon-