Nachtarbeit der Bäcker für alle Zeiten aus der Welt geschaffen
zu haben. Das ging auch, solange es nur Schwarzsbäckerei gab.
Als aber die Verordnung über das Verbot von Erzeugung von
Weißgebäck aufgehoben wurde, begannen die Meister das
Gesetz zu durchlöchern. Es fanden sich Gehilfen, die zeitlich
früh aufstanden, damit der Bürger zu seinem Morgenkaffee
die Rmusperige Semmel auf dem Tische hat. Die Bäcker—
organisation schuf eine Menge Kontrollmaßregeln, es gingen
fast jede Nacht dreihundert bis vierhundert Leute auf die
Straße, um die Betriebe zu kontrollieren, aber trotz dieser
Kontrolle konnte die Durchlöcherung des Gesetzes nicht be—
seitigt werden. Der im Parlament eingebrachte Antrag ist ein
Durchbrechen des Verbots der Nachtarbeit und es soll damit
das erste Loch in die soziale Gesetzgebung ge—
schlagen werden. Den Herren wird der Appetit beim
Essen kommen, sie werden beim Bäckerschutz nicht stehen bleiben,
sondern versuchen, auch auf anderen Gebieten die sosziale
Besetzgebung zu untergraben.
Von welchem Geiste die Regierung beseelt ist, zeigt das
Besetz über die Gewerbegerichte, das am 15. April 1922
deschlossen wurde. Trotz der zwingenden Vorschrift dieses
Besetzes, daß am Sitze jedes Kreisgerichtes ein Gewerbe—
gericht neu eingerichtet werden muß, wurde bisher kein
einziges Gewerbegericht aufgestellt und es sind bisher nicht
zinmal die Durchführungsverordnungen
erschienen. Etwas Ahnliches sehen wir bei der Kinder—
—
zuschüsse schreibt zwingend vor, daß die Kinderzuschüsse bis
30. Juni 1822 geschaffen werden sollen. Sie wurden aber bis
heute nicht geschaffen. Man behilft sich damit, die alte Ver—
ordnung immer wieder zu verändern, die aber durchaus keine
Kinderversicherung enthält. Wir haben gedrängt, dieses Gesetz
zu schaffen. Ich habe mit Beamten des Ministeriums ver—
handelt; diese sagten: Es bestehe in der ganzen Welt kein
Besetz über die Kinderversicherung, wir haben keine Vorlage,
nach der wir das Gesetz machen könnten. (Lachen.) Ich habe
ihnen darauf erwidert: Wir haben in den ersten zwei Jahren
der Republik so manches Gesetz geschaffen, für das wir keine
Vorlage hatten, das aber heute mustergültig für die ganze
Welt ist. Die Arbeiterkammer hat dann im Verein mit der
BHewerkschaftskommission ein Gesetz ausgearbeitet. Man macht
ber das Geseßtsß nicht. weil man es nicht machen will. Die