spiel im letzten Jahre und ist auch heute noch eine ziemlich
rege Bautätigkeit. In den Städten überlassen es aber die
Unternehmer ausschließlich der Kommunalverwaltung,
Wohnungen für ihre Arbeiter herbeizuschaffen.
Es gibt noch eine ganze Reihe von Fragen auf dem
Gebiet der Sozialpolitik und insbesondere der Sozialversiche-
rung, die ihrer Erledigung harren.
Wenn gefragt wird, warum wir während unserer zwei—
jährigen Regierungstätigkeit das Gebiet der Versiche—
rung vernachlässigt haben, so ist darauf nur zu antworten,
daß diese Materie sehr schwierig ist, um zu einem einheit—
lichen Gedanken zu gelangen. Ich habe bereits im Februar
1919 die Kassen zu einer Beratung wegen der Einheitskasse
einberufen; die Beratung zerschlug sich. Damals herrschte der
Streit zwischen Arbeiter- und Angestelltenkassen. Die ersteren
bertraten den Standpunkt, Angestelltenkrankenkassen wären
schädlich, letztere wieder erklärten die Angestelltenkasse für ein
organisatorisches Bedürfnis. Man hat sich zwar nicht geeinigt,
aber es wurde ein Entwurf mit vier Typen hergestellt: der
Arbeiter-, der Angestellten-, der landwirtschaftlichen und der
Fisenbahnerkrankenkasse. Diese Konzentrierung wäre gegen—
über dem heutigen Zustand gewiß ein ungeheurer Vorteil ge—
wesen. Gegen die Einbeziehung der landwirtschaftlichen Ar—
beiter in die Arbeiterkrankenkassen haben sich zahlreiche Kassen—
tage ausgesprochen, auf denen erklärt wurde, man könne die
wohlerworbenen Kassen nicht durch ein indifferentes Prole—
tariat in die Hände der Gegner spielen lassen. Daher kam es
zur Schaffung der landwirtschaftlichen Krankenkassen, die, wo
sie bestehen, heute weder leben noch sterben können. Das
Hindernis für die Schaffung der Einheitskasse bestand darin,
daß wir den Grundsatz aufstellten, die Unternehmer hätten,
venn die Einheitskasse geschaffen wird, im Vorstand nichts
mehr zu tun. GBeifall.) Sie sollen bloß in der Kontrolle sein.
Wir sind mit den Christlichsozialen in Verhandlungen getreten,
die jedoch erklärten, sie können von dem gegenwärtigen Zu—
stand, wonach zwei Drittel der Vorstandsmitglieder von den
Arbeitern, ein Drittel von den Unternehmern zu wählen seien,
nicht abgehen, sie verlangen auch für diese zwei Drittel den
Proporz. Die Einführung des Proporg für diese zwei Drittel
hdedeutet, daß die Gelben, wenn sie die 17 Prozent der Stimmen
der Arbeiter und Angestellten erhalten, mit den Unternehmern
zusarnmen die ganze Kasse in die Hand bekämen. Zu solch