bringen kann. Wenn heute die Versicherung in Kraft träte,
würden in den ersten zwei Jahren nur die Alten unterstützr
werden, die 65 Jahre alt sind. Das sollen 120.000 Personen
sein. Es würden anderthalb Millionen Menschen versichert
werden und es würden monatlich von Arbeitern und Unter—
nehmern 25 Millionen aufgebracht werden. Jeder Arbeiter
müßte wöchentlich zweitausend Kronen zahlen und ebensoviel
jeder Unternehmer für jeden Arbeiter. Der Zuschuß des
Staates würde in den ersten fünf Jahren fünf Mil—
liarden jährlich ausmachen, in den zweiten fünf Jahren
elf Milliarden jährlich und später fünfzehn Milliarden jährlich.
Man sagt nun, Staat und Industrie seien nicht imstande, die
Lasten für die Altersversicherung zu übernehmen.
Die Frage ist gerade jetzt akut geworden, weil sich die
Unternehmer der alten Arbeiter rücksichtslos
entledigen. Arbeiter, die vierzig und mehr Jahre im Be—
trieb sind, werden auf das Pflaster geworfen. Das ist die
Humanität des Kapitalismus. Wir haben deshalb dem Hause
den Antrag unterbreitet, daß die mehr als sechzig Jahre alten
Arbeiter sowie die invaliden Arbeiter unter sechzig Jahren
die Arbeitslosenunterstützung erhalten und wir werden alles
tun, um diesen Antrag Gesetz werden zu lassen.
Wir haben bisher für das industrielle Proletariat gesorgt,
soweit das unter gegebenen Verhältnissen möglich war. Doch
die Landarbeiterschaft entbehrt noch jedes gesetzlichen Schutzes,
und dem kann die Arbeiterklasse auf die Dauer nicht zuseheü.
Wir müssen daher trachten, daß die sogialpolitischen Gesetze,
soweit sie auf die Landwirtschaft anwendbar sind, auf sie aus—
gedehnt werden. Vorbedingung ist aber: daß die Kompetenz
für den landwirtschaftlichen Arbeiterschutz nicht im Land—
wirtschaftsministerium bleibt, wo die Bauern ungeteilten Ein—
fluß haben; solange das der Fall ist, können wir zu einem
Landarbeiterschutz nicht kommen.
Wir fordern auch ein Gesetz über die Arbeitsver—
mittlung. Zwei Jahre wird schon an einem solchen Gesetz
gearbeitet, ohne daß es bisher das Licht der Welt erblickt hätte.
Wir müssen auch die endliche Ratifizierung der
sozialpolitischen Gesetzgebung beim Internatio—
aalen Arbeitsamt fordern. Solange wir in der Regierung
waren, war sie aus folgendem Grunde nicht möglich. Auf
dem Konareß in Washinaton im Nonember 1919 wurde nämlich