Full text: 10 Jahre Wiederaufbau

EINE AUSGEZEICHNETE PROPAGANDA FÜR ÖSTERREICH 
Von Bundeskapitän Hugo Meisl, Generalsekretär des Österreichischen Fußbalibundes. 
Wenn seit dem Bestand der Repub'ik vom Auf- 
5lühen irgendeines Zweiges des Gewerbes, der Kunst, 
Wissenschaft oder des Sports gesprochen und ge- 
schrieben wird, so kann füglich behauptet werden, 
daß das Fußballspiel die Republik Österreich erobert 
hat. In seinem Entwicklungsgange, gerade seit dem 
Ende des unseligen Weltkrieges, liegt ein erstaunliches 
Tempo. 
Die Idee des Fußballspieles wurde im letzten Jahr- 
zehnt des vergangenen Jahrhunderts von einigen in 
Wien ansässigen Engländern übernommen und auf 
dem grünen Rasen verwirklicht. Fast ein Vierteliahr- 
Wissenschaft in a'len Ländern der Welt — allerorten 
'ockt der runde Lederba!l Rekordmengen von An- 
ıängern aus allen Bevölkerungsschichten an — her- 
vorragende Werbearbeit für unsere Republik ver- 
richtet. 
Die Wiener Fußballschule ist weltbekannt. In der 
Körpersportliteratur der verschiedenen europäischen 
Staaten wird immer wieder von der unübertrefflichen 
einen und graziösen Art des Wiener Spieles, von 
ler kunstvollen Filigranarbeit und von der natür- 
ichen ganz ungekünstelten Freude unserer Fußballer 
an geistvollem Zusammenspiel geschrieben. Unsere 
Der alte Sportplatz „Hohe Warte” vor dem hrier 
hundert hindurch konnte sich jedoch der Gedanke 
des Spieles nicht in so faszinierender Weise auswirken 
und solche Massen von Spielern und Anhängern aus 
allen Kreisen des Volkes in ihren Bann ziehen, als 
gerade in den zehn Jahren des Bestandes unserer 
österreichischen Republik. Fußball, unbestritten der 
beliebteste Zweig aller Körpersporte, hat sich in 
Deuschland und besonders in unserem engeren Heimat- 
lande im letzten Dezennium so mächtig entwickelt, weil 
er zum Gedeihen trotz der furchtbaren wirtschaftlichen 
Verhältnisse einen sehr guten Boden vorfand. Die 
starke Reaktion gegen die früher in Schulen, Turn- 
nallen und auf militärischen Exerzierplätzen einseitig 
und unter Zwang betriebene Körperkultur war für 
den gewaltigen Umschwung von jung und alt zu 
Gunsten des Freiluftsportes, ganz besonders aber des 
Fußballspieles, ausschlaggebend. 
Die österreichischen Fußballer haben ebenso wie 
die besten Interpreten der österreichischen: Kunst und 
"ußhall-Klassenelite hat sich, wie dies ja von den 
prominentesten Österreichischen Regierungsvertretern 
m Auslande wiederholt und mit Nachdruck anerkannt 
vurde, nicht nur als ein ganz hervorragendes In- 
;trument der Völkerversöhnung, sondern im außer- 
zewöhn!ichen Maße auch als eine der wirkungsvollsten 
”ropagandafaktoren für unsere österreichische Heimat 
>rwiesen. Seit dem Bestand unse,er Republik wurden 
vom Österreichischen Fußbail-Bunde 61 Länderspiele 
m In- und Auslande zur Austragung gebracht. In 
34 Spielen blieb Österreich siegreich, während zwölf 
Spiele unentschieden endeten und 15 Spiele verloren 
zingen. Troiz der bisher bedaucrlicherweise ungünsti- 
zen Verhältnisse hat der österreichische Fußballsport 
seinen international glänzenden Ruf zu erhalten ver- 
mocht. Mit einer Wendung zum Besseren in Öster- 
zeichs Leben und Streben ist mit Gewißheit auch ein 
weiterer Aufschwung des meistbeliebten Körpersport- 
zweiges, unseres Fußballsportes, zu erwarten. 
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