Full text: 10 Jahre Wiederaufbau

der Organisation des Rennbetriebes nicht spurlos 
vorübergegangen, sie haben vielmehr, in erster Linie 
was deren züchterische Grundlagen betrifft, die Zentrale 
des Österreichischen Trabrenn- und Zuchtbetriebes, 
das ist den Wiener Trabrenn-Verein und die 
aus ihm hervorgegangene Oesterreichische Traber- 
zucht-Kommission vor gänzlich neue Aufga- 
ben gestellt. Österreich verlor zunächst seinen 
großen Pferde-Kader in Ungarn, aber auch 
Galizien und das aufstrebende Zuchtgebiet in Süd- 
steiermark und Kroatien, wo im Kriege hart an 
der Grenze des Operationsgebietes das größte Traber- 
gestüt Europas erstanden war, wurden abgetrennt. 
Während nun der Rennbetrieb nicht die geringste 
Jnterbrechung erfuhr und in kurzer Zeit seine Vor- 
kriegshöhe wieder erklommen hatte, klafften in der 
Iraberzucht sofort bedenkliche Lücken, die alsbald 
Jdurch Abwanderungen gerade des kostbarsten Materials 
nur noch verbreitert wurden. Kam diese rege Export- 
ätigkeit der hochpassiven österreichischen Handels- 
bilanz überaus zu statten, so mußte doch Vorsor ge 
für den Nachwuchs getragen werden und der 
‘ungen, vorwärtsblickenden einheimischen Zucht ein 
Heimatsschutz verliehen werden. Daß dies nach 
zehnjähriger, rastloser Tätigkeit gelungen ist, darf 
neute schon mit einer lebhaften Genugtuung festge- 
halten werden. 
Das Rückgrat der heimischen Traberzucht bildet 
heute die Zuchtanstalt Weidling. Als Fohlenhof 
während des Krieges gegründet, ist diese Traberfarm 
derzeit Schutz und Schirm für den österreichischen 
Züchter, besonders den kleineren, daher wird auch 
an ihrem Ausbau systematisch weitergearbeitet. Einen 
wichtigen Faktor in der Zuchtförderung bildet auch 
die Blutauffrischung des Trabers und da darf wieder 
mit Befriedigung die gelungene Einfuhr eines Champion- 
hengstes und einer größeren Anzahl von Mutterstuten 
and jungen, für den Rennsport in Betracht kommenden 
Stuten aus Amerika angeführt werden. Diese Aktion 
stellt keine singuläre Erscheinung dar, durch Prämi- 
erungen, Subvention von Mutterstuten und Deck- 
ıengsten, finanzielle Unterstützung der Provinzvereine 
ısw. werden vielmehr der Traberzucht stetig neue 
mpulse verliehen. 
Den Hochstand des Wiener Trabrenn-Betriebes 
ymbolisieren am besten die im Vorjahre und 
ı1euer erzielten Höchstleistungen auf der 
Wiener Trabrennbahn. Das quantitativ und 
tualitativ hervorragende Rennmaterial, wie es sich gegen- 
värtig in Training befindet, berechtigt auch vollauf zu der 
Joffnung, daß nach diesen großen Erfolgen kein 
stillstand eingetreten, vielmehr die Bahn zu neuen 
'portlichen Großtaten beschritten. ist. Die Anteilnahme 
ler Wiener Sportgemeinde ist rege und wird durch 
Attraktionen, mit denen öfters sportliches Neuland 
»etreten wird, wach gehalten. Die im heurigen Jahre 
‚eranstalteten Neuschöpfungen wie Mode-Preis und 
Schubert-Preis, bekräftigen auch das innige Ver- 
ıältnis, das zwischen Trabersport und den verschieden- 
ten Zweigen der Wirtschaft und den Tagesereignissen 
les öffentlichen Lebens obwaltet. 
Nach einem Jahrzehnt der Tätigkeit im Frieden 
lürfen somit der Trabersport und mit ihm seine 
Iltern, der Wiener Trabrenn-Verein und die öster- 
'eichische Traberzucht-Kommission, für sich das Ver- 
lienst in Anspruch nehmen, daß die durch den Umsturz 
»edingte Reform und Neubestellung des eigenen Hauses 
ıchon fast bis zur Dachgleiche gediehen ist. Der ge- 
valtige Aufwand an Mitteln und Energien, den dieses 
Werk erfordert, kommt in erster Linie der heimischen 
Volkswirtschaft und durch die hohen Abgaben dem 
3und, dem Lande und der Gemeinde Wien zugute, 
;o daß der Rennbetrieb heute einen Faktor im öffent- 
ichen Leben darstellt, den man sich nicht mehr weg- 
lenken kann und dessen Bedeutung man noch unter- 
streichen muß, wenn man die durch ihn bewirkte Belebung 
les Gewerbefleißes und des Fremdenverkehrs ins 
\uge faßt. Trabersport und Traberzucht sind 
7ioniere des Österreichischen Sports und 
der Volkswirtschaft und damit Kulturträger! 
DER LANDWIRTSCHAFTLICHE PFLANZENBAU 
Von Ministerialrat Ing. FE. Haunalter. 
Eine ruhige VUeberlegung des Geschehens in der 
Natur führt zur Erkenntnis, daß letzten Endes die 
Pflanze die Erhalterin aller Lebewesen ist. Sie baut 
aus den Mineralstoffen des Bodens unter Zuhilfe- 
nahme der Energie der Sonne ihren Organismus auf, 
ler den pflanzenfressenden Tieren als Nahrung dient, 
die ihrerseits wieder zur Erhaltung der fleischfressenden 
Tiere und alle drei Gruppen zusammen schließlich zur 
Zrhaltung der Menschen bestimmt sind. Es ist daher kein 
Zufall, daß bei Beginn des Wiederaufbaues der öster- 
'eichischen Landwirtschaft sich die Fachleute mit voller 
<raft und Energie auf die Hebung des landwirt- 
<chafllichen Pflanzenbaues warfen. 
Als vor zehn Jahren die Republik Oesterreich ge- 
;chaffen. wurde, hatte die österreichische Bevölkerung 
:chweren Mangel an den wichtigsten Nahrungsmitteln 
und man zweifelte sehr, daß es der Landwirtschaft 
der jungen Republik möglich sei, diese in genügender 
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