des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen bei
der Festlegung der neuen Staatsgrenzen. Der öster-
’eichische Vermessungsdienst hält nicht nur mit der
:echnischen Entwicklung des Vermessungswesens Schritt,
sondern leistet trotz der verhältnismäßig bescheidenen
Aittel Vorbildliches: die Ausübung dieses Dienstes stellt
ıcht nur an das Wissen und Können der Vermessungs-
ırgane, sondern auch an ihre Arbeitsfreudigkeit und
zielfach auch an ihre körperliche Leistungsfähigkeit ganz
außerordentliche Anforderungen (siehe Abb. Seite 4064).
DIE ÖSTERREICHISCHE LICHTBILDSTELLE
Von Sektionschef a. D. Wilhelm Haas, Vorsitzendem des Kuratoriums.
Das Lichtbild aus unserer Zeitkultur wegzudenken,
st nahezu ebenso unmöglich, wie etwa die Vorstellung
eines Zustandes ohne Druckerpresse. Kein Zweig
wirtschaftlicher, wissenschaftlicher, künstlerischer und
gesellschaftlicher Betätigung kann auf die Lichtbild-
nerei, dieses unvergleichliche Mittel der Forschung
and des Ausdruckes, das selbst ebenso Kunst wie
Wissenschaft ist, verzichten, ohne zu verkümmern.
Hieraus ergibt sich von selbst, daß auch der Staat
and alle sonstigen Gemeinwesen samt ihren Amts-
stellen nicht nur Bedürfnisse auf diesem. Gebiete,
sondern ein erhebliches Interesse daran haben, sich
deren klaglose Befriedigung zu sichern. Dieser Ge-
danke war es, der schon ein Jahr nach dem Erstehen
unseres jungen Volksstaates zur Gründung der
„Bundeslichtbildstelle” geführt hat, die somit — wenn
auch in geänderter Form — im Jahre 1929 ihre De-
zennarfeier begehen kann. Die Stelle sollte ein Hilfs-
mittel des Wiederaufbaues sein und hat ihre Aufgabe
getreulich erfüllt. Der knappe Raum und das Gegen-
Wartsinteresse verwehren es indes, bei der Vergangen-
heit zu verweilen und so sei nur bemerkt, daß die
staatliche Stelle nach mehr als sechsjähriger erfolg-
reicher Tätigkeit auf Grund des Verwaltungs-Ent-
lastungsgesetzes durch Verordnung der Bundes-
regierung in einen selbständigen Wirtschaftskörper
mit Kaufmannseigenschaft, in die „Oesterreichische
Lichtbildstelle” (Wien IL, Ballhausplatz 2) umgewandelt
worden ist. Dies war mit gewissen Vorteilen, aber
auch mit Nachteilen verbunden. Die Vorteile lagen
in der ziemlich bindungslosen Bereitstellung ansehn-
icher Sachwerte, in einer größeren Beweglichkeit
and Unabhängigkeit, weiters in der Uebernahme eines
schon eingearbeiteten, harmonisch tätigen Personals
und nicht zuletzt in einer starken Rückendeckung
durch ein sorgfältig zusammengesetztes Kuratorium.
Anderseits fielen alle staatlichen Subventionen weg
und das neue Unternehmen ist bemüßigt, sich seinen
erheblichen Etat an persönlichen und sachlichen Er-
‘Ordernissen einschließlich der Steuern und sozialen
Abgaben aus eigener Kraft zu erwirtschaften. Dies
Wurde dadurch einigermaßen erleichtert, daß die
rüher offizielle Institution immer noch eine offiziöse
blieb und sich unter der Aegide des Bundeskanzler-
amtes starker moralischer Förderung erfreuen darf.
Die Aufgabe der Oesterreichischen Lichtbildstelle ist
„die Bereitstellung und Verwertung des Lichtbildes
in jeder Art der Vervielfältigung für amtliche und
zemeinnützige Zwecke des Bundes, der Bundesländer,
der öffentlichen Körperschaften sowie für Zwecke
ener privaten Körperschaften und Personen, die mit
ler Verwendung des Lichtbildes gemeinnützige Zwecke
verfolgen”. Dem Unternehmen ist hiedurch ein nahezu
mbegrenztes Arbeitsgebiet zugewiesen. Wenn auch
lie Verwirklichung der Absicht, die Stelle zu einer
Zentrale des gesamten öffentlichen Lichtbilddienstes
zu gestalten, noch auf mancherlei Hindernisse stößt,
;o befindet sich das Unternehmen doch in einem
;tetigen, organisch begründeten Aufstiege. Es zählt
lie vornehmsten öffentlichen Stellen und privaten In-
‚eressenten im In- und auch im Auslande zu seinen
<unden, es verfügt über ein modernes Atelier mit
bensolcher Apparatur, über ein ungemein reiches
\rchiv an Platten und Kopien aus den verschie-
lensten Wissensgebieten, es liefert Diapositive und
’apierkopien bei weitgehenden Nachlässen für Schulen,
Yolksbildungsorganisationen usw. und besorgt alle
\rten von Neuaufnahmen. Näheren Aufschluß hier-
iber geben die periodischerscheinenden „Mitteilungen ”,
Jleren drittes Heft soeben erscheint. Selbstverständlich
ällt auch das „laufende Bild” in den Aktionsradius
ler Stelle; wenn sie sich bislang auch nicht als Pro-
luzent betätigt, so hat sie doch als beratender Faktor
uf dem Gebiete der Kinematographie eine vielseitige,
uch von der Regierung wiederholt in Anspruch ge-
1ommene Tätigkeit zu verzeichnen.
Die Oesterreichische Lichtbildstelle ist sich sehr
vohl bewußt, daß sie ihre Hochziele noch lange
ıcht erreicht hat. Dazu fehlt es ihr vor allem an
inem größere Investitionen ermöglichenden Betriebs-
capital, dessen Mangel eine Reihe von erfolgreichen
länen dazu verurteilt, Theoreme zu bleiben. Sie
jrauchte einen Mäzen. Ein solcher ist bei der dermali-
sen Wirtschaftslage als Einzelperson wohl kaum zu fin-
den. Es gibt indes einen anderen Mäzen, der ihr durch
lie Absichten der Gesetzgebung und der Regierung zu-
sedacht ist und dessen tausendfältige Kräfte ihr weit
nehr helfen können, alsnoch soergiebige Förderungeines
inzelnen Hochgesinnten es vermöchte. Dies ist die
\llgemeinheit mit ihren offiziellen Exxponenten, zu deren
Nutz und Frommen die Oesterreichische Lichtbildstelle
seschaffen wurde, und an diesen Mäzen appelliert sie
uch in diesem Werke, das ein Denkmal geleisteter Ar-
neit und zugleich ein Weckruf zu künftiger sein will.