Full text: 10 Jahre Wiederaufbau

sind eigene Badeeinrichtungen und Wäschereibetriebe 
eingebaut. In den bis jetzt geschaffenen Gemeinde- 
bauten sind 37 Kindergärten, 13 Horte und 8 Mutter- 
beratungsstellen untergebracht. Die Mieten werden 
äußerst gering festgesetzt. Sie sind je nach der Größe 
und Lage der Wohnung verschieden. Gewöhnlich 
werden für den Quadratmeter Wohnfläche 20 Groschen 
im Monat verlangt. Die Mietzinse aus allen städtischen 
Wohnhäusern werden in einem besonderen Reserve- 
:onds gesammelt und dienen zur Bestreitung der 
Kosten der Instandsetzungen. Die Mieter haben also 
keine Beiträge für Hausreparaturen zu leisten. Die 
Mieten der Insassen der städtischen Häuser bilden eine 
Art Ausgleichsfonds für den städtischen Hausbesitz. 
Selbstverständlich fördert die Gemeinde Wien auch 
das Siedlungswesen. Mit Unterstützung der Ge- 
meinde wurden ungefähr 4000 Siedlungshäuser errich- 
tet. Seit 1027 baut die Gemeinde die Siedlungen selbst. 
Die fertigen Siedlungshäuser werden den Genossen- 
schaften zur Verwaltung übergeben. Im Jahre1027 wurden 
450 solcher Siedlungshäuser erbaut. Die Gemeinde 
hat auch Kredite für eine Heimbauhilfe gewährt. Da- 
mit werden Einfamilienhäuser gebaut. Ein Viertel der 
Baukosten ist sofort zu zahlen, der Rest in I5 Jahres- 
:aten mit 4°% Verzinsung. Der Baugrund ‚wird im 
3aurecht bis zum Jahre 2000 vergeben. 
Diese großzügige Wohnbautätigkeit der Gemeinde 
Wien bewirkte sehr umfangreiche Grundankäufe. Von 
[919 bis 1928 hat die Gemeinde rund 17 Millionen 
Quadratmeter Grundfläche angekauft. 
Schule und Volksbildung. 
Im Jahre 1022 wurde der Stadtschulrat für Wien 
geschaffen, der als oberste Wiener Schulbehörde 
wirkt. Eines der ersten Beschlüsse des neuen Ge- 
meinderates war die unentgeltliche Abgabe 
aller Lernmitteln an alle Schulkinder, ohne 
Unterschied der sozialen Stellung ihrer Fltern. Im 
lahre 1927 hat die Gemeinde für das Schulwesen rund 
57 Millionen Schilling ausgegeben. Im Jahre 1929 
sind 73,574.000 Schilling veranschlagt. Die Zahl der 
Schulkinder‘ hat gegenüber der Vorkriegszeit stark 
abgenommen. Im letzten Jahre vor dem Kriege zählte 
nan in Wien 240.000 Schulkinder, im laufenden 
Schuljahr sind es nur 120.000, darunter 1280 tsche- 
hische. Die Zahl der Lehrpersonen beträgt 6220. 
Schulwarte stehen 407 in städtischen Diensten. Be- 
sonders hervorzuheben ist die Arbeit der Elternver- 
zinigungen, die es früher überhaupt nicht gegeben 
lat und die ein wichtiges Bindeglied zwischen Eltern- 
aaus und Schule sind. Die Gemeinde hat eine eigene 
Schülerherberge errichtet, die den Kindern aus der 
Yrovinz, die: zum gemeinsamen Besuch nach Wien 
commen, als Unterkunftsstätte dient. Zur Durchführung 
ler Schulreform wurden viersemestrige, hochschulmäßige 
Lehrerbildungskurse am Pädagogischen Institut für 
ıbsolvierte Mittelschüler und Seminaristen eingerichtet, 
lie dann praktisch an der Institutsschule, an Versuchs- 
<lassen und an anderen Klassen der öffentlichen 
Schulen ausgebildet werden. Die fachwissenschaftliche 
ınd philosophische Ausbildung erfolgt an den Hoch- 
;chulen Wiens. Die Gemeinde gibt den Hörern Sti- 
»endien. Eine von der Gemeinde errichtete päda- 
zogische Zentralbücherei, die schon mehr als 120.000 
Werke umfaßt, versorgt die Interessenten mit der 
1ötigen Literatur. Besonderes Augenmerk wendet die 
emeinde dem gewerblichen Fortbildungsschulwesen 
zu. Hier ist insbesondere der Bau des zweiten zen- 
tralen Fortbildungsschulgebäudes zu erwähnen, das 
für Lehrlinge der holzverarbeitenden Gewerbe dient. 
Die Gemeinde leistet zum Aufwand des gewerblichen 
Schulwesens 45%. 
Neue Wege ist die Stadtverwaltung auch gegangen, 
um Minderbemittelten das Studium zu ermöglichen. 
Jedes Jahr werden Stipendien an Mittel- und Hoch- 
schüler verliehen. Im Jahre 10928 wurden 400 Stipen- 
dien zu 300 Schilling an Mittelschüler und 400 an 
Tochschüler zu 420 Schilling verteilt. Für die Hörer 
des Pädagogischen. Instituts wurden 200 Stipendien 
zu 300 Schilling verliehen. Die Gemeinde vergibt all- 
jährlich eigene städtische Kunstpreise nach. dem 
Urteil einer Jury und fördert die bildenden Künstler 
durch Aufträge für die städtischen Wohnhausbauten, 
die oft reichen figuralen Schmuck aufweisen. 
DAS WIENER STADTBILD 
Vier Jahre Krieg, denen ebenso viele Jahre der 
schrecklichsten Nachkriegsnot folgten, haben natur- 
gemäß auch dem Stadtbild ihren Stempel aufgedrückt. 
Verwahrlost die Straßen, Häuser, Denkmäler und 
Gartenanlagen. Von einer Straßenbeleuchtung kaum 
aoch etwas zu bemerken, Bäder und Brücken in 
einem schauderhaften Zustand. 
Auch auf diesen weiten Gebieten öffentlicher Arbeit 
wurde vorbildlich aufgebaut. Allein für die Wieder- 
herstellung der Straßen hat die Gemeinde seit 
1023 jedes Jahr durchschnittlich rund 16 Millionen 
Schilling aufgewendet. Die Reinigung derStraßen, 
vor dem Krieg sehr primitiv durchgeführt, erfolgt jetzt 
mit Hilfe der modernsten Maschinen. 60 %/, sämtlicher 
gepflasterter Straßen werden von zehn Kehrzügen in 
den Nachtstunden gereinigt. Durch die planmäßige 
Oelung der geschotterten Straßen wurde die 
lästige Staubplage wirksam bekämpft. Jährlich werden 
rund zwei Millionen Quadratmeter Straßenflächen 
geölt, das ist ungefähr ein Drittel aller geschotterten 
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