Universität und Krankenanstalten in Tirol.
Nicht geringer sind die Veränderungen, die sich an
der Universität und an den Kliniken und Kranken-
anstalten Tirols ergeben haben. Bekanntlich trat die
Bundesverwaltung das Erbe des im Jahre 1913 begonnenen,
aber nicht vollendeten Universitätsneubaues in Innsbruck
nach dem Zusammenbruche der Monarchie an. Die
Landesregierung hat dann über Auftrag der Bundes-
‚egierung die Hochbauabteilung mit der Instandsetzung
and Fertigstellung des Baues betraut. Diese wurde mit
unsäglichen Mühen nach drei Baujahren durchgeführt,
;o daß als Abschluß der ganzen Aktion in weiteren zwei
Baujahren die Wiederherstellung der altehrwürdigen
“,eopoldina erfolgen konnte. Wer heute diese Bauten
besichtigt, die vor dem Kriege dem Zerfalle geweiht
schienen, muß erfreut sein über die zwecsmäßige und
künstlerische Arbeit, die hier mit knappen Mitteln
zeleistet worden ist. Die mächtige Front der alten Bauten
sildet mit der Universitätskirche, der weltberühmten
Hofkirche und der anliegenden Bauten des alten Gym-
nasiums, Stadtsaal und Stadttheater, endlich der Hofburg;
des Hofgartens und der englischen Anlage unzweifelhaft den
Ausdruck besonderer Vornehmheit. In das Hauptgebäude
zogen die akademischen Behörden, die juristische Fakultät
and der Großteil der philosophischen Fakultät ein, die Bi-
bliothek übersiedelte aus dem alten Bau, dem ehemaligen
Jesuitenkolleg, der sich nie für Bibliothekszwecke geeignet
hatte, in ein modernes Heim. Die dadurch freigewordenen
3Zauten, die alte Universität und die alte Bibliothek wur-
Jen sodann in den Jahren 1923 bis 1926 für Zwecke
der theologischen Fakultät und einiger Institute der phi-
losophischen Fakultät instand gesetzt. Beide Gebäude,
ansehnliche Werke der Barockkunst, wurden diesem Cha-
„akter entsprechend wieder hergestellt und eingerichtet.
Diese großen Bauten für die Universität waren unbe-
dingt erforderlich, da sich die alte Hochschule schon
‚ange für die steigende Hörerzahl als zu klein erwiesen
natte. Wie notwendig diese Vorsorge gewesen War,
arhellt aus der gewaltigen Zunahme des Besuches der
Landeshauptmann Dr. Franz Stumpf
Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Carl Pusch
Jniversität. Während vor dem Kriege 1360 Hörer, davon
000 Inländer die Hochschule besucht hatten, zählte das
'ahr 1928 bereits über 2000 Hörer, die zur Hälfte aus
lem benachbarten Deutschen Reiche stammen. Leider
:omnten an den übrigen wissenschaftlichen Instituten der
Jniversität nur geringere Verbesserungen und Erwei-
erungen vorgenommen werden, so am Chemischen In-
itut und am Gebäude der Institute für pathologische
Anatomie, gerichtliche Medizin, experimentelle Pathologie
nd medizinische Chemie.
Im Innsbrucker klinischen Krankenhause wurde die
?rweiterung der Frauen- und geburtshilflichen Klinik und
ler chirurgischen Klinik durchgeführt und die Ver-
zrößerung der internen Klinik und des Wirtschaftsge-
bäudes für 1929 gesichert. Bis zum Jahre 1922 war die
zeburtshilfliche Abteilung der Innsbrucker Universitäts-
*rauenklinik von der gynäkologischen Abteilung räumlich
zetrennt untergebracht. Um die Vereinigung dieser beiden
zenannten klinischen Abteilungen herbeizuführen, wurde
'n den Jahren 1922 bis 1924 das in der Anichstraße
zelegene Spitalsobjekt einerseits durch einen Zubau,
anderseits durch einen Stockwerksaufbau erweitert. Die
-äumliche Vereinigung dieser beiden klinischen Abteilungen
geschah in einer für den Unterricht und zur Ausbildung
von Frauenärzten sehr günstigen Weise, wobei aber auch
sehr beträchtliche Betriebsersparungen gemacht werden
konnten. Die ehemals selbständige tirolische Landesgebär-
anstalt konnte dadurch völlig aufgelassen werden und es
wurde das Gebäude der ehemaligen Landesgebäranstalt
zur Unterbringung von Wohnungen und Kanzleien des
Landes- und Bezirksgerichtes Innsbruck adaptiert.
Fhenso wurde für 1920 der Beginn des Neubaues für
das allgemeine öffentliche Krankenhaus in Lienz (Ost-
ürol) gesichert, der der erste seiner Art in der Republik
sein und nach allen Anforderungen der modernen
Krankenpflege zur Ausführung kommen wird.
Wirtschaft und Ausbau der Wasserkräfte.
Auch die Wirtschaft Tirols hat in den 10 Jahren eine
ganz weitgehende Umstellung erfahren, die von einer