Full text: Ansprachen und Vorträge

Markt neu und anders zu sehen, als wir es in der Vorkriegszeit 
gewohnt waren, wo wir wußten, daß der innere Markt, auch 
wenn er statistisch nicht so durchgearbeitet ist wie der äußere, die 
wesentliche Unterlage der deutschen Produktion und auch der 
Spitzenleistung gewesen war. Ist dieser innere Markt ent— 
wicklungsfähig als Basis für den Export? Wie weit kann die 
Exportindustrie sich vom inneren Markt lösen und sich allein auf 
den Weltmarkt hinaus wagen? 
Das ist das eine. Und das andere ist, daß unsere ganze Politik 
wie unsere ganze Wirtschaft unter dem Gesetz des Dawes— 
Abkommens gestellt ist. Ich werde das weder nach der politischen 
noch nach der wirtschaftlichen Seite besprechen, ich werde auch 
nicht die Abschätzung der Tragbarkeit dieser Abkommen von 
London unternehmen, sondern nur sagen: Für unsere Betrach— 
tungen ist wichtig, daß, während die ganzen Erörterungen, die 
wir nach dem Kriege hatten, die Unterhaltungen in London, 
Spaa und Boulogne, nur dilettantische Versuche waren, aus uns 
Deutschen an Entlastung der andern, was immer nur gefordert 
wurde, herauszuholen, jetzt das Dawes-Abkommen die volks— 
wirtschaftliche Erkenntnis ausspricht und anerkennt, daß, wenn 
Deutschland Leistungen an die andern machen soll und muß, 
diese Leistungen auf die Dauer nur aus den Überschüssen der 
deutschen Ausfuhr zu leisten sind, daß also der Rückgriff auf das, 
was man die Substanz nennt, zwar vorübergehend den andern 
Gewinn bringt oder Gewinn zu bringen scheint, daß aber dieser 
Verlust an Substanz, dieser Verlust der werbenden Anlagen 
z. B. unserer Handelsflotte oder des Saargebiets auf die Dauer, 
weil die deutsche Produktionskraft dadurch geschwächt wird, den 
andern nicht dienlich ist. Daß also das Problem des deutschen 
Exports heute nicht bloß ein Problem der deutschen Devisen— 
beschaffung und der ausländischen Rohstoff- und Lebensmittel— 
beschaffung, wie es in der Vorkriegszeit war, ist, sondern das 
Problem des deutschen Exports ist schlechthin das politische und 
weltwirtschaftliche Problem. Ich glaube nicht, daß die Dawes— 
lasten so getragen und abgetragen werden können, wie der Plan 
von London es vorsieht, ich bin davon überzeugt, daß wir im 
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