Full text: Grundfragen der Wirtschaft

für möglich, weil die Arbeiterschaft das einfach nicht wolle, und weil 
man gegen diesen Willen nichts ausrichten könne. 
Das ist wieder ein starker Pessimismus, verbunden mit einer 
Verleugnung dessen, was Horneffer früher über die Bedeutung der 
Persönlichkeit gesagt hat. Wenn der einzelne aus der Mrasse her— 
vorragende Meensch es ist, der die Masse bestimmt und leitet, so muß 
gerade der Philosoph es mm. E. als seine Aufgabe ansehen, der Idee 
der Persönlichkeit gegenüber dem falschen Trieb der Masse zum 
Sieg zu verhelfen. Die Frage steht dann nicht so: was wollen die 
Arbeiter, sondern sie steht so: welche Ideen müssen in die Masse ge— 
worfen werden, um sie zum rechten Denken und Handeln zu führen. 
Sich dafür einzusetzen, nicht aber einem irregeleiteten Willen nachzu— 
geben ist m. E. die Pflicht jedes Einzelnen, der an deun Wiederaufbau 
Deutschlands mitarbeiten will. 
Horneffer vergißt dies vollständig. Er untersucht nicht, welche 
Stellung notwendigerweise der Arbeiter in der Wirtschaft einnehmen 
muß, damit diese und damit auch der Arbeiter selbst gedeihen kanun. Er 
geht von der Unzufriedenheit der Arbeiter als einer einmal gegebenen 
Tatsache aus und knüpft darau nun Vorschläge, um diese Unzufrieden⸗ 
heit zu beseitigen. Diese Vorschläge selbst entsprechen aber nicht der 
Psyche des Arbeiters und iusbesondere nicht den Möglichkeiten der 
Wirtschaft. 
Der Arbeiter soll damit zufriedengestellt werden, daß er eine 
fiktive Aktie erhält, die ihm keinet Gewinnanteil, sondern nur das 
Recht gibt, alljährlich an der Generalversammlung des Werkes teil— 
zunehmen und dem Leiter des Werkes gegenüberzutreten, und die 
ihm außerdem die Aussicht gibt, nach Jahrzehnten eine Alterspension 
zu bekommen, falls das Werk bis dahin noch existiert und leistungs 
fähig ist. 
Ich glaube nicht, daß Horneffer diesen Gedanken mit Arbeitern 
besprochen hat, sonst würde er wohl die Antwort erhalten haben, daß 
denn Arbeiter damit nicht gedient ist. Auch hat Horneffer wahr— 
scheinlich noch nicht an der Generalversammlung einer Aktiengesell— 
schaft teilgenommen. Wer in einer solchen Generalversammlung 
glaubt ein klares Bild über die Lage des Werkes zu bekommen oder 
sich mit dem Leiter des Werkes auseinandersetzen zu können, der erlebt 
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