eine große Enttäuschung, schon deshalb, weil es gar nicht möglich ist,
die untfassenden Arbeiten eines Großbetriebs, wie sie sich im Laufe
eines ganzen Jahres ergeben, in wenigen Stunden einem Außen—
stehenden klar zu machen. Auch lassen es die Interessen des Betriebs
selbst häufig gar nicht zu, über schwebende Pläne und Aussichten
mehr als allgemeine Bemerkungen zu machen. Eine Versammlung
von J100 oder gar 1000 Personen ist zu einer sachlichen Diskussion
außerdem ganz unfähig.
Was sollen die Arbeiter außerdem machen, wenn sie erfahren,
daß der Stand des Unternehmens ungünstig ist? Das Einzige wäre,
daß man ihre Zustimmung zu einer längeren Arbeitszeit oder zu
niedrigeren Löhne erhielte, dieser Fall wird aber in Wirklichkeit be—
stimmt nicht eintreten. Bei den meisten wird lediglich das Bestreben
entstehen, möglichst bald den Betrieb zu verlassen und sich in einem
aussichtsreicheren Unternehmen eine Stellung zu verschaffen.
Welche Befriedigung soll ferner eine sehr zweifelhafte Aussicht
auf spätere Versorgung durch das Werk gewähren? Die staatliche
Versicherung gibt in normalen Zeiten wenigstens eine Sicherheit, die
der einzelne Betrieb nicht gewähren kaun. Kommt die Zeit des Alters,
und ist dann der Betrieb micht leistungsfähig, so ist die Euttäuschung
umso bitterer.
Die Arbeitsaktie würde auch die ganze Organisation des Be—
triebs über den Haufen werfen. Man darf sich die Dinge nicht so
vorstellen, als ob das Kapital geschlossen der Arbeiter⸗ und Ange—
stelltenschaft gegenüberstände. Das sogenannte Kapital, d. h. die
Aktionäre, sind sich sehr häufig unter sich durchaus nicht einig. Die
Ansichten über Gewinnverteilung, über neue Pläne gehen oft sehr
weit auseinander. Die Arbeiter- und Angestelltenschaft könnte daher
oft im Bunde mit einer Minderheit der Aktionäre die Mehrheit
der Aktionäre überstimmen. Wie dies ganze System der Arbeits—
aktie auf andere Unternehmen als Aktiengesellschaften übertragen
werden soll, darüber äußert sich Horneffer überhaupt nicht. Er meint,
das sei Sache der Ausführung. Aber damit kommt man nicht über
die Schwierigkeiten hinweg, die einfach unüberwindlich sind.
So sehen wir denn, daß Horneffer zwar scharfe Kritik an den
Zuständen übt, aber tatsächlich keinen brauchbaren Vorschlag zur
Besserung macht.
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