Ich knüpfe an seine eigenen Gedanken an, indem auch ich sage,
daß der Ausgangspunkt für die soziale Frage die Weltan—
schauumg ist, der Kampf zwischen Sozialismus und Individualis—
mus, zwischen Mcasse und Einzelpersönlichkeit. Ich bin aber nicht
der Meinung, daß sich zwischen diesen beiden Richtungen eine Syn—
chese, eine Verschmelzung erzielen läßt.
Der Kampf selbst ist nicht zu vermeiden, das ist sicher, aber
daß der Kampf zu einem Siege des gesunden Individualismus über
den Sozialismus führen kann, diese Hoffnung möchte ich nicht auf—
geben. Eine Verschmelzung nach der Ansicht Horneffers halte ich
zwischen entgegengesetzten Weltanschauungen nicht für möglich, so
wenig wie man Feuer und Wasser vermischen kann. Richtig ist nur,
daß auch der Individualismus übertrieben werden kann, daß das
Recht der Persönlichkeit eine Schranke finden muß nicht nur an den
Rechten jedes anderen Einzelnen, sondern auch an den Interessen der
Gesamtheit. Ein gesunder Individualismus muß also davor bewahrt
bleiben, in schraukenlosen Egoismus auszuarten, nicht aber darf man
darauf ausgehen, ihn umzubiegen in einen halben Sozialismus.
Deshalb heißt es, nicht den falschen Instinkten der Masse
weichen und falsche Zugeständnisse machen, sondern alles daran setzen,
in der Masse Verständnis für die Grundlagen der Wirtschaft zu
—DDDDDD—
auch für sie nur auf diesem Wege ein nachhaltiger Fortschritt möglich
ist. Ein Arbeiter, dem klargemacht wird, daß er nur ein einzelnes
Glied in den Unternehmen ist, das notwendigerweise von einem
Kopf geleitet werden muß, daß diese Leitung bei demjenigen liegen
muß, dem die Fähigkeit und die Verantwortung beiwohnt, daß die
Arbeiter demgegenüber wohl das Recht der Mitwirkung bei der Rege⸗
lung ihrer Dienstverhältnisse haben, daß aber dem Unternehmer die
letzte Entscheidung in allen wirtschaftlichen Fragen obliegen muß,
ein Arbeiter schließlich, der erkenut, daß der Ertrag des Unter—
nehmens nicht ein an ihm verübter Raub, sondern in erster Linie das
Ergebnis des verantwortlichen ertragswirtschaftlichen Handelns seiner
Leiter ist,
ein solcher Arbeiter wird m. E. viel eher zu einer befriedigenden
Auffassung seiner Lage gelangen als ein Arbeiter, dem man das
Gegenteil dieser wirtschaftlichen Einsicht als Wahrheit einflößt und
E