Hierin zeigt sich eine Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Ge-
frierfleischversorgung, die auch schon vor der Kontingentskürzung
bei einem Anteil von 40% vorhanden war.
Diese Kürzung, die im April 1928 erfolgte, war ein Teil des
damals im Reichstag angenommenen Notprogramms, zu dem die
katastrophal niedrigen Schweinepreise den Anstoß gaben. Man
ging davon aus, daß das billige Gefrierfleisch durch billiges
Schweinefleisch ersetzt werden könne, eine Annahme, die sich
nech dem Urteil von Sachverständigen nicht bewahrheiten konnte
und, wie das Bild 2 zeigt, auch nicht bewahrheitet hat. Zu dieser
Annahme kam man aber nicht nur durch die Preise, sondern vor
allen Dingen durch die starke Steigerung der Schweineproduktion
gegenüber dem Vorjahre, die gerade im Anfang 1928 zu den enorm
hohen Schweineauftrieben führte. Immer wieder wurde darauf ver-
wiesen, daß der Fleischverbrauch der Vorkriegszeit nunmehr er-
reicht und damit eine ausreichende Versorgung sichergestellt sei.
So wenig das mit den vorausgegangenen Bildern schlaglicht-
artig beleuchtete eigentliche „Problem“ in der Fleischversorgung
dabei behandelt worden ist, so breit ist der Raum, den die Dis-
kussion über die Produktionssteigerung im letzten Jahre und die
Möglichkeit der Erreichung des Zieles „Unabhängigkeit vom Aus-
land“ und „Erzeugung aus heimischer Scholle“ einnahm.
Diege beiden Schlagworte sind als Zielstellung unan-
tastbar, Der nüchterne Wirtschaftspolitiker muß aber auch hierbei
Wunsch und Wirklichkeit streng auseinanderhalten.
Nach Prof. Eulenburg!) konnte leider schon vor dem Kriege
der deutschen Bevölkerung nicht aus heimischer
Scholle ernährt werden. Durch die Abtretung wertvoller
landwirtschaftlicher Ueberschußgebiete ist die Ernährungs-
basis jedenfalls nicht verbreitert worden. Wie es mit
der Steigerung der Fleischproduktion im letzten Jahre aussieht,
veranschaulicht umstehendes Bild.
Eulenburg: Probleme der deutschen Handelspolitik. Jena 1927.