bewegung führte von 1923 über den Streik in Honkong zum Schang-
haier Streik.
Sodann ist der Zustand der Sklaverei zu berücksichtigen, in der
die chinesische Arbeiterklasse noch heute lebt. Es dürfte bekannt sein,
daß die anläßlich des Maistreiks in Schanghai aufgestellten Forde-
rungen unter anderem das Verbot der Körperstrafe verlangten, Die
Körperstrafe wurde noch 1925 angewandt, sie besteht auch heute noch
in vielen Städten und Ortschaften. Das chinesische Proletariat ist
ja in seiner überwiegenden Mehrheit im Handwerk beschäftigt.
Gewiß, es gibt auch einige Industriezentren mit stark entwickelter Ar-
beiterbewegung, so Tientsin, Wuhan und Schanghai, das chinesische
Leningrad mit 800 000 Arbeitern, — diese Industriestädte sind aber in
China nur Oasen.
Nach dem Bericht des Vorsitzenden des Chinesischen Gewerk-
schaftsbundes auf der Pazifikkonferenz leben in China rund 2,750 Mil-
Llionen Industriearbeiter und 12 Millionen in Handwerksbetrieben, Klein-
gewerbliche Betriebe findet man nicht nur in der städtischen Klein-
industrie, sondern sogar im Bergbau, wo zahlreiche primitiv eingerichtete
kleine Unternehmungen mit einer Belegschaft von 1 bis 2 Arbeitern
existieren. Es ist also notwendig, daß man das Ueberwiegen dieses
Elementes in der Arbeiterklasse Chinas besonders beachtet.*)
Nun zur wirtschaftlichen Lage der chinesischen Arbeiter, Sie ist
die Erklärung für die ungeheueren revolutionären Energien, die immer
wieder nach Entladung drängen und verhindern, daß man die Arbeiter-
klasse in den alten Rahmen hineindrängt, ihr die alten Fesseln anlegt.
Aus der mir vom Februar 1927 vorliegenden Tabelle der durch-
schnittlichen Löhne in Wuhan, d. h. im Industriezentrum (die Angaben
sind in mexikanischen Dollar gemacht und zum mittleren Kurs von
1 mexikanischer Dollar gleich 2 deutsche Reichsmark umgerechnet),
ergibt sich, daß gezahlt wurden: in der Metallindustrie, Spitzenlohn
3,40 Mark, Mindestlohn 0,44 Mark (täglich), Tabakindustrie 2 Mark
bzw. 0,38 Mark, Hafenarbeiter 1,40 und 0,60 Mark, graphisches Ge-
werbe 1,20 bzw. 0,50 Mark, Eisenbahnwesen 4,80 und 0,50 Mark, Post-
angestellte 2 Mark und 1,10 Mark, Telegraphisten 2,60 und 0,66 Mark.
Handlungsgehilfen 2 Mark und 0,28 Mark.
Als Durchschnittslohn sämtlicher aufgezählten Kategorien erhalten
wir also ein sehr niedriges Lohnniveau, Die bestbezahlten Arbeitskräfte
waren in Wuhan die Elektrotechniker und Elektromonteure mit einem
monatlichen Einkommen von 102 Mark, dem aber ein Mindest-
einkommen von monatlich 3,60 Mark gegenüber stand.
Die Nominallöhne sind aber kein richtiger Maßstab für die tat-
sächliche Lage der Arbeiter. Ausschlaggebend ist das Existenzminimum.
Und wie ist es damit bestellt. Nach den Angaben des Vorsitzenden
des Chinesischen Gewerkschaftsbundes (Bericht auf der Pazifik-Kon-
ferenz) betragen die Kosten des monatlichen Existenzminimums der:
*) Die Zahlen sind dem schriftlichen Bericht des Vorsitzenden des chine-
schen Gewerkschaftsbundes an das Pazifiksekretariat entnommen.