Full text: Revolution und Konterrevolution in China

Revolution stellt, sondern auch sich nicht längere Zeit an der Ober- 
fläche halten können. Man vergegenwärtige sich das geradezu ge- 
spenstische Verschwinden Tschangkaischeks, Wer hätte gedacht, daß 
Tschangkaischek zurücktreten würde? Der Bruch zwischen ihm und 
Wuhan erfolgte doch wegen der Kommunisten, wegen des Ueberfalls 
auf die Arbeiter und Bauern. Wuhan hatte sich aber politisch auf den 
Boden Tschangkaischeks gestellt und trotzdem verschwand er. Mit 
ihm tauchte unter Huhanmin. Heute weiß die Presse zu berichten, daß 
Fengjuhsiang Tschangkaischek bewegen will, wieder zurückzukehren, 
daß zu diesem Zweck bereits eine Delegation unterwegs ist, Es ist 
schon möglich, daß Tschangkaischek nur den Spröden spielt, sich wie 
ein Säufer vor dem ersten Glase Schnaps ziert, sich schließlich doch 
überreden lassen wird, Das ist aber an sich belanglos, Nicht darum 
geht es, Die Tatsache seines Rücktrittes allein zeugt von der äußersten 
Unbeständigkeit der chinesischen Konterrevolution. Die Bewegung der 
Truppen nach dem Süden, der Anschluß Litisins an Wuhan, den die 
Zeitungen melden, der Plan Kantons, Wuhans und Nankings, mit ver- 
einten Kräften Jehting und Holung zu umzingeln und zu schlagen — sie 
sind die Zeichen des drohenden Charakters des Aufstandes, die Zeichen 
einer neuen Umgruppierung der Kräfte, der Beweis dafür, daß unsere 
Kräfte in China trotz der ernsten Niederlagen nicht geschlagen sind. 
Wenn man schon einen Vergleich zwischen unserer und der chine- 
sischen Revolution anstellt, so nur in dem Sinne der in China viel 
kürzeren Intervallen. Nach der Vereinigung Wuhans und Nankings 
schien es, daß die Periode zwischen zwei Wellen der Revolution zu- 
mindest ebenso lange dauern würde wie in Rußland die Periode 
zwischen dem Aufstande von 1905 und der Oktoberrevolution. Diese 
Annahme hat sich als nicht berechtigt erwiesen, weil China nicht ein 
aus einer Form gegossener Staatskörper ist. Dort ist jede Provinz ein 
abgeschlossener selbständiger Organismus, in jeder Provinz schwankt 
die am Ruder befindliche Macht, tobt zwischen den Generalen ein 
erbitterter Kampf, Der Kampf geht um neue Futterkrippen. Gelingt 
es einem General, ein oder zwei Provinzen an sich zu reißen, so er- 
wächst ihm daraus keine reine Freude, sein Besitz wird ihm von den 
anderen Generalen streitig gemacht. Und das steigert die Labilität, 
die Unsicherheit, schafft der Massenbewegung Möglichkeiten des 
Durchbruches in den verschiedensten Formen: in Form eines Arbeiter-, 
Bauern- oder militärischen Aufstandes usw. 
Die Lage ist augenblicklich so, daß Wuhan, d, h, die linke Kuo- 
mintang, endgültig den Boden der rechten Kuomintang bezogen hat, 
was selbstverständlich die Konsolidierung, die Vereinigung der Kräfte 
der Bourgeoisie bedeutet, Je labiler die Lage in China wird, je stärker 
die Arbeiter- und Bauernbewegung anwächst, um so größere Anstren- 
gungen werden von den verschiedenen Schichten der Bourgeoisie 
gemacht, in ihren Reihen die Einheit herzustellen, Schon jetzt spricht 
man von der Uebersiedelung der Wuhaner Regierung nach Nankins. 
Wahrscheinlich wird so etwas wie ein Ministerium der nationalen Ein- 
heit gebildet werden, dessen Programm natürlich auch die Arbeiter- 
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