FEUILLETONISTISCHE WERBUNG FÜR EIN GROSSTADT-HOTEL 2583
„Hella!“ rief Graf Dux warnend und begütigend. Doch die kleine,
elegante Gräfin hörte es nicht. Ihre Augen funkelten,
„In diesem Falle gibt es gar keinen Zweifel“, erklärte Direktor Zorner
mit der Ruhe und Sicherheit, die ihn so sympathisch macht: „Gräfin und
Graf Dux nehmen selbstverständlich nur im ersten Hotel von Berlin
Wohnung.“
„Bravo!“ jubelte die Gräfin und klatschte in die Hände, so daß die
"——— anderen Gäste amüsiert herüberschauten. „Sie sind mein
ann.‘
„Bisher habe ich geglaubt, das wäre ich?“ meinte Graf Dux trocken.
Gräfin Hella lachte: „Kann leider nicht bestritten werden.‘ Dann
wandte sie sich wieder an den Direktor: „Sie haben meinem Herzen
die Ruhe wieder zurückgegeben. Wenn ich im Geiste Ihr wunderschönes
Haus durchwandere, in dem tatsächlich alles erstklassig ist — um dieses
schreckliche, triviale Wort anzuwenden — und in dem ich mich immer
sehr wohl, viel wohler als in meinem bescheidenen Heim in München
fühle, so will ich selbst die Zensur erteilen. Sie, lieber Lassen, als gegen-
wärtiger Empfangsherr vom Regina-Palast in München und künftiger
Generaldirektor vom ersten Hotel von Europa, sollten das nachempfinden
können.“
„Kann ich auch“, meinte Lassen trocken, „Ich kann alles, was Gräfin
Hella wünscht. In Empfindungen bin ich überhaupt groß. So empfinde
ich es zum Beispiel sehr angenehm, daß ich im Berliner Mammut-Hotel
SO riesig nett empfangen werde, während ich sonst derjenige welcher
bin, der andere Leute nett empfangen muß. Ich gedenke, Ihnen viel abzu-
gucken, Herr Direktor. Zum Beispiel, wie man es machen muß, um eine
weltbekannte Küche — erstklassig kann die Gräfin nicht hören — zu
führen. Was für einen Zauber Sie in Ihrem wirklich zauberschönen
Hotel anwenden, um Gräfin Hella Dux seinetwegen in Rage zu bringen.‘
Der Direktor lächelte verbindlich: „Den Zauber verrate ich gern. Wir
bemühen uns, den Gästen in jeder Beziehung vom Besten das Beste zu
bieten. Wir bleiben in allen Darbietungen, in der Einrichtung und Aus-
Stattung aller den Gästen dienenden Räume immer auf der Höhe. Nur
bei den Preisen machen wir eine Ausnahme.“
„Auf der Höhe!“ unterbrach Graf Dux den Direktor. „Wissen Sie.
daß ich Ihnen nächstens mal aufs Dach steigen werde?“
„Direktor Zorner lächelte: „Herr Graf belieben zu scherzen. Sicher
hängt es mit Ihrem neuen Luftschifftyp zusammen. Ich hörte davon und
bewundere Sie.“
„Erraten. Wir sind in meinem neuen Luftschiff von München nach
Berlin geflogen. Eigentlich wollte ich auf dem Dache des Mammut nieder-
gehen, Aber ich wußte nicht, ob es schon dafür geeignet ist. Da haben
wir vor den Mauern der. Stadt unser Luftschiff in ein Auto verwandelt
und sind als simple Erdflöhe zum Mammut getöfftöfft. Es war sehr
schön und hat mich sehr gefreut, was die Berliner für Augen machten.
Ein Junge hat den Wagen kubistische Ölkutsche getauft. In einem Jahr
hoffe ich soweit zu sein, daß ich mit meinem Luftschiffautomobil überall
niedergehen kann. Dann will ich Ihnen aufs Dach steigen. Das Mammu{
muß das ermöglichen. Sonst ist es eben nicht das Mammut.“