Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

JOURNALISTISCHE STUDIENFAHRTEN 367 
Zwei Herren der Presse haben sich über Pressefahrten durch 
Thüringen und den Harz kritisch geäußert: Dr. Felix Hirsch 
und Dr. Alfred Hübl. Dr. Hirsch schrieb: „Die Idee dieser 
Studienreisen ist gesund!“ Warum? Sie schaffe eine Fühlung- 
nahme zwischen den Presseleuten und den Führern der 
Fremdenverkehrs-Industrie, wie sie auf keinem anderen Wege 
erzielt werden könnel Man lerne in wenigen Tagen die Stadt- 
überhäupter und Honoratioren, ; die Kurdirektoren und 
Hoteliers einer großen Landschaft kennen, vernehme beim 
Glase Wein oder beim Rattern des Autos ihre Sorgen und 
Beschwerden und könne sich schnell von deren Berechtigung 
eine Vorstellung verschaffen. 
Das sind in der Tat goldene Worte! Wer sich erinnert, wie 
oft schon zwischen der Presse und den Hotelbesitzern und 
Fremdenverkehrsinteressenten bedauerliche Differenzpunkte 
entstanden sind, weil die Fühlungnahme fehlte und die Orien- 
tierung fast immer nur einseitig aus den Kreisen unzufriedener 
oder nervös verärgerter Gäste erfolgte, der wird wünschen 
müssen, daß die Pressefahrt, dieses ausgezeichnete Medium des 
sich Kennenlernens, in allen Verkehrsländern zu einer stehen- 
den, immer mehr vervollkommneten Einrichtung werden 
möchte. Darum ist es aber auch nötig, sie von den ihr im 
Zeichen der Kinderschuhe begreiflicherweise noch anhaftenden 
Schlacken und kleinen Unebenheiten zu befreien. 
Nun zu den Schlacken. Dr. Hirsch klagt: „Welch ein 
unförmiges Programm! Auf den engen Zeitraum von vierein- 
halb Tagen war da zusammengepreßt, was man selbst in der 
dreifachen Frist nur flüchtig hätte kennenlernen können. Man 
tat des Guten zuviel, man wollte alles zeigen.“ 
Wer jemals Gelegenheit hatte, bei der Ausarbeitung einer 
derartigen Veranstaltung und ihres Programmes mitzuwirken, 
der weiß, wie es kommt, daß am Schlusse des Guten fast immer 
zuviel getan wurde. Kleine Eifersüchteleien, ein bißchen 
Konkurrenzneid und der Wunsch, nicht übersehen zu werden, 
sind die Wiege der Leiden, über die sich die Teilnehmer dann 
beklagen. Weise Selbstbeschränkung, kluge Mäßigung bringen 
in solchen Dingen aber immer größere Erfolge, als ermüdendes 
und dadurch verärgerndes Übermaß. 
Für die Hotelbesitzer kommt besonders in Betracht, wie die 
Teilnehmer jener Pressefahrten in ihrer Mehrzahl über die 
leiblichen Genüsse dachten. Absichtlich wählte ich nicht das
	        
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