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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE
eines ist ohne das andere nicht möglich, daß diese sachkundigen
Fachleute im Fremdenverkehrsverein tatkräftig mitarbeiten
und ihm ihre Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung
stellen müssen!
Hieran hat es seither wohl am meisten gefehlt. Am land-
läufigsten ist der Einwand und die Ausrede: Hierfür habe ich
keine Zeit! Ich habe nebenbei auch noch ein Geschäft! In der
Saison bin ich im eigenen Betriebe am nötigsten! Stimmt alles,
aber nur scheinbar. Da die Mittel, die im Fremdenverkehrs-
verein zur Aktion und eventuell zur Verwirtschaftung kommen,
mit — und nicht zum kleinsten Teil! — aus den Taschen der
Hotel-, Fremdenheim- und Gaststättenbesitzer stammen, so
haben diese auch ein doppeltes Interesse, sich um deren wirt-
schaftliche Anwendung zu kümmern. Denn die falsche Anwen-
dung schädigt sie doppelt: am eigenen Geldbeutel und im
eigenen Geschäft!
Es ist üblich, die Geldnot verführt meistens dazu, den Kreis
der Mitglieder eines Fremdenverkehrsvereins so weit als nur
möglich zu ziehen. Der sogenannte Mindestbeitrag ist gewöhn-
lich niedrig, oft sogar lächerlich niedrig. Er kann nur deshalb
niedrig gehalten werden, weil man von den Angehörigen des
Hotel-, Fremdenheim- und Gastgewerbes sowie bestimmten
Geschäftsinhabern recht hohe „freiwillige‘ Beiträge erwartet.
Außerdem werden den, so geringfügige Beiträge bezahlenden
Mitgliedern oft noch besondere Vergünstigungen geboten: freier
Eintritt oder Preisermäßigung bei den Veranstaltungen des
Fremdenverkehrsvereines, billigere Kurkarte usw. Das lockte
und lockt viele an, die mit dem eigentlichen Fremdenverkehr
und seinen wichtigen Fragen so gut wie nichts zu tun haben;
ja, die diesen Fremdenverkehr im Grund ihres Herzens hassen,
ihm feindlich gegenüberstehen, weil sie in dem Wahne befangen
sind, daß er ihnen die eigene Lebenshaltung verteure! Diese
vielen Mitläufer unter den Mitgliedern haben aber in den Ver-
sammlungen Sprech- und Stimmrecht, und sie haben es gar oft
in der Hand, wichtige, ihnen beziehungsweise ihren persön-
lichen Anschauungen nicht genehme Maßnahmen bei der
Abstimmung zu Fall zu bringen. Meistens zum Schaden jener,
die nicht als Mitläufer, sondern als wirkliche Interessenten
Mitglieder des Fremdenverkehrsvereines geworden sind.
Daraus ergibt sich wiederum nur die eine, schon einmal
betonte logische Folgerung, daß die Leiter der Hotels, Fremden-