Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE 
Aber womit beginnen bei der Fülle der Eindrücke, die eine 
kosmopolitische Reise mit sich bringt? Der Anfang sei mit dem 
Kaffeehaus gemacht, weil es derjenige gastgewerbliche Betrieb 
ist, der sich überall, in allen Ländern, wo wir es in seiner 
echten Form finden, eine gewisse Bodenständigkeit, eine 
nationale Sonderstellung bewahrt hat, die interessant und reiz- 
voll ist. Die aber zugleich noch eine weitere Eigenschaft in sich 
birgt, deren wertvollen Charakter man noch viel zu wenig 
erkannt und ausgenützt hat. Ich meine den großen Propaganda- 
wert, die gewaltige Werbekraft, die Propagandamöglichkeiten, 
die in jenen nationalen und charakteristischen Gaststätten, 
wovon das Kaffeehaus das wichtigste Glied ist, vorerst noch 
ungeahnt schlummern. Ein Werk wie das vorliegende, das auf 
dem reichen Felde der Propaganda schürfen und Perlen und 
Diamanten zutage fördern will, würde auch bei größter Reich- 
haltigkeit und Vielseitigkeit seinen wichtigen volkswirtschaft- 
lichen Zweck nicht vollkommen erfüllen, wenn es diesen Werbe- 
wert der bodenständigen Kaffeehäuser, der nationaleigen- 
+ömlichen Gaststätten, nicht aufzeigen würde. 
In dieser Bodenständigkeit und Urwüchsigkeit, in dem unver- 
gleichlichen Reiz, der zum Beispiel den Kaffeehäusern sowie 
dem Kaffeehausleben in den östlichen und südlichen Ländern 
Europas eigen ist, liegt gerade ihre Werbekraft. Darin schlum- 
mern die Propagandamöglichkeiten. Ich will mit Worten zu 
veranschaulichen suchen, was eigentlich ganz gefühlsmäßig, 
was kaum greifbar und was, ich möchte sagen, nur Seele, 
Volksseele, ist. Es mag erlaubt sein, in diesem Falle von mir 
selbst zu reden. 
Für mich gibt es nichts Interessanteres, nichts Sehens- und 
Erlebenswerteres, als die in einem Kaffeehaus östlicher oder 
südlicher Länder verträumten Stunden. Das ist so garz etwas 
anderes, als das Kaffeehausleben daheim, in Mitteleuropa, und 
es ist in Worten gar nicht oder nur sehr schwer auszudrücken. 
Es ist wohl kein Zufall, daß das Kaffeehaus in Italien geboren 
wurde. Dort, unter der heißen Sonne des Südens, dann in den 
Ländern des Ostens, die den nüchternen Sohn des Nordens 
schon ein wenig an die Märchenwelt des Orients erinnern, weht 
auch die richtige Luft für das echte Kaffeehaus, leben die 
Menschen, die zum Kaffeehaus gehören oder zu denen das 
Kaffeehaus gehört. Man kann diesen Begriff drehen wie man 
will, er wird immer stimmen. Jenes Kaffeehaus, das uns
	        
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