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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE
wurden sogar noch sehr viel höher. Nicht auf gleicher, wün
schenswerter Höhe blieb aber der Besuch der guten Hotels und
Gaststätten. Dieser ist aus wirtschaftlichen Gründen ganz emp-
findlich zurückgegangen, und infolgedessen ging auch der
Konsum in erschreckender Weise zurück.
An diese bedeutungsvolle und zugleich bedauerliche Erschei-
nung knüpfte die Werbekampagne an. Also ein logischer Zu-
sammenhang, der heute furchtbar einfach erscheint, wobei aber
doch zunächst Voraussetzung war, daß irgend jemand einen
„Fichtigen Gedanken“ hatte, den erfolgversprechenden Weg
für seine Durchführung fand und zugleich genügend Initiative
und Tatkraft besaß, um den guten Gedanken auch zu verwirk-
lichen und alle vorauszusehenden Hindernisse zu überwinden.
Der „gute Gedanke‘ wird durch das packende Motto oder
Stichwort verkörpert, worunter diese interessante Werbekam-
pagne großen Stils in Szene gesetzt worden ist, Das Motto heißt:
DER AUFMERKSAME EHEMANN!
Vater dieses galanten Ehemannes war der frühere (seit Be-
gründung bis November 1926) Leiter der Anzeigenzentrale,
Herr B. Dormeier, vielen Werbefachmännern bekannt als Mit-
arbeiter der „Reklame“ und früherer Werbeleiter bei Lingner
in Dresden und Kupferberg in Mainz. Der Entwicklungsgang
des modernen aufmerksamen Ehemannes ist wirklich inter-
essant. Besonders interessant auch deshalb, weil in die Werbe-
kampagne für die Hotels und Gaststätten auch eine solche
für den
DEUTSCHEN WEIN
eingeschaltet worden ist.
Seit den Tagen der deutschen Novemberrevolution 1918 hat
der Gedanke des gesetzlichen wöchentlichen Ruhetages in be-
stimmten Kreisen der Völker besonders feste Wurzeln gefaßt.
Jede Berufsgruppe hat sich diesen gesetzlichen wöchentlichen
Ruhetag erkämpft und alles wacht eifersüchtig darüber, daß
niemand ihn antaste. Nur ein Wesen sah sich von diesem
Ruhetag ausgeschaltet, für das existierte der Sonn- und Feier-
tag — oder ein Ersatztag dafür — nicht, obwohl er gesetzlich
fest verankert ist: