Full text: Das Hotel- und Gastgewerbe

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DAS HOTEL- UND GASTGEWERBE 
Weinhandel mit dem Hotelgewerbe stehen. Besonders deutlich wurde 
dieser Zusammenhang durch die Not der Winzer veranschaulicht, mit 
der Hand in Hand eine Not des Hotelgewerbes ging. Nur haben sich 
die Hotelbesitzer, zu ihrem Schaden, seither den Wahlspruch Kaiser 
Friedrichs zu eigen gemacht: Lerne leiden, ohne zu klagen! Ohne die 
Not der Hotels, hervorgerufen durch krasse Überlastung mit Steuern und 
erschreckenden Rückgang des Konsums, hätte auch die Not der Winzer 
niemals jene beklagenswerte Höhe erreichen können, — Eines der 
schönsten deutschen Hotels, der Frankfurter Hof in Frankfurt a. M., be- 
ging am 25. Juni 1926 die Feier seines 50jährigen Bestehens. Blicken 
wir einmal auf die Gründungsperiode zurück. Frankfurt hatte damals 
nur rund 100.000 Einwohner. Wirklich großzügig und wagemutig waren 
die Schöpfer dieses Hotels, denn ein Gründungskapital von 5,400.000 Mk. 
war in jener Zeit ein Riesenbetrag. Deutschland befand sich erst im 
Aufstieg, sein späteres großes Nationalvermögen mußie noch verdient 
werden. Auf Inventar und Einrichtung entfielen von diesen 5% Millionen 
850.000 Mk., als Betriebsfonds blieben 325.000 Mk. übrig. Sehen wir uns 
einmal die erste Weinbestellung der Gründer an: bei F. J. Müller in 
Eltville 1 Stück (1194 Ltr.) 1868er Hattenheimer für 1810 Mk. und 
% Stück (598 Ltr.) 1868er Kiedricher Sandgrub für 2440 Mk.; bei A. Keyl 
& Co. in Bordeaux 30 Oxhoft 1870er Medoc ä 225 Mk., 30 Oxhoft 
1870er St. Julien A 350 Mk., 10 Oxhoft 1870er Margaux a 550 Mk. und 
für 7100 Mk. feine Bordeauxweine und Cognaks. Mit dieser in damaliger 
Zeit bedeutenden Bestellung vergleiche man die heutigen Riesenvorräte 
in den Kellereien der großen Hotels. Es wäre zu wünschen, daß sowohl 
die Regierungen als auch unsere politischen Parteien die große Be- 
deutung eines regen nationalen und vor allem auch internationalen 
Fremdenverkehrs erkennen und entsprechend handeln. Durch seine 
Förderung und Pflege würde dem deutschen Weinbau und Weinhandel 
ebenfalls geholfen. Es ließe sich noch ein interessantes Kapitel darüber 
schreiben, in welch großem Maße die Welthotels zum Weinexport bei- 
tragen. Man würde staunen, wenn man erführe, welche bedeutenden 
Weinbestellungen von ausländischen Gästen während ihrer Anwesenheit 
in unseren Hotels getätigt werden. Der Frankfurter Hof könnte Inter- 
essantes über diesen volkswirtschaftlich so wertvollen Export erzählen. 
Für Fachzeitschriften der Wäschebranche. 
DER LEINENSCHATZ DES HOTELS 
Die volkswirtschaftlich so außerordentlich wichtigen und wertvollen 
Zusammenhänge zwischen Industrie, Handel und Handwerk sowie dem 
Fremdenverkehr und Hotelgewerbe treten nach außen leider nicht deut- 
lich genug in Erscheinung. Wer Gelegenheit hat, einen tieferen Einblick 
in das Hotelgewerbe zu gewinnen, der begreift erst, warum unter den 
deutschen Industrien und Gewerben das Hotelwesen in seiner volks- 
wirtschaftlichen Bedeutung an dritter Stelle steht, warum einsichtsvolle 
Volkswirte Pflege und Förderung des nationalen und vor allem auch 
internationalen Fremdenverkehrs predigen und fordern. Am 25. Juni 
1926 beging das Hotel Frankfurter Hof in Frankfurt a. M. das Fest
	        
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