DIE ANZEIGE IM RESTAURANTBETRIEB 63
die Inhaber von Ballsälen und dergleichen sind. Aus einer
ganzen Serie von solchen „sündigen‘“ Anzeigen, die ich gesam-
melt habe, greife ich eine kleine Anzahl heraus und gebe sie
als „Musterbeispiele‘“, in negativem Sinne allerdings, wieder.
Es wirkt außerordentlich erheiternd auf den Kenner, wenn er
in solchen Anzeigen sich die feinen Bälle, die vornehmen Tanz-
revues, die feinen Ballschaue nur so überpurzeln sieht. Ich habe
hunderte von Anzeigen in der
Tagespresse gelesen, die von
vornehmen Ballabenden, e€x-
klusiven Ballschaus, vom Ka-
valierball, vom Treffpunkt der
eleganten Welt, vom mon-
dänen Tanzabend, vom feinen
Ballabend zu erzählen wußten.
Aber man weiß doch genau,
was für vornehme Herrschaf-
ten dort anzutreffen sind. Kein
Geringerer als Goethe hat es in
seinem „Faust“ (erster Teil)
wunderhübsch ‘'umschrieben:
„Die Hand, die Samstags ihren
Besen führt, wird Sonntags
dich am besten karessieren.“
Es wäre nett, wenn bei dieser
Spezies Inserate ein wenig re-
formiert würde. Warum den
Mund so voll nehmen, wenn es
doch keiner glaubt?
Zum Schluß noch ein wich-
tiger Wink, In dem empfehlen-
den Anzeigen gastgewerblicher Stätten wird allzu oft eine ganze
Kleinigkeit vergessen: die nähere Adresse! Verwunderlich ist
das namentlich in Städten mit regem Fremdenverkehr. Denkt
man gar nicht daran, auch die Ortsfremden als Gäste zu
gewinnen? Dann muß man ihnen aber auch sagen, wo man
wohnt! Gewiß, sie können fragen. Doch das ist nicht jedermanns
Sache. Findet der Fremde in der Anzeige die genaue Adresse,
also auch Straße und Hausnummer, angegeben, so kann er
seinen Stadtplan befragen. Ergo, man gewöhne sich an die
Adressenangabe.