Die Eigenproduktion des Meeres
Wenn von der Bedeutung der Weltmeere gesprochen wird, denkt man
gewöhnlich an die Ausdehnung der Schiffahrt auf den einzelnen Meeren. Der
Verkehr ist aber mehr eine passive Seite des Weltmeeres, insofern es an
sich nichts zur Beförderung des Verkehrs beiträgt, sondern ihn vielmehr er-
leidet. Indessen haben die Meere auch eine aktive Seite und greifen direkt
in das Leben der Völker ein. Sie liefern Nahrungsmittel, Schmuckgegenstände
und industriell verwertbare Rohstoffe (s. Abb. 7). Dadurch erhalten sie eine hohe
wirtschaftliche Bedeutung. Viele Küstengebiete, wie die norwegischen, die
kanadischen, sind wegen des Fischfangs erst besiedelt worden.
Die Großfischerei zur See ist recht eigentlich ein Stück der Welt-
wirtschaft. Wenn der Ausfuhrwert Norwegens fast zu einem Drittel durch
Fischereiprodukte gedeckt wird, kann man die aktive Bedeutung des Meeres
für das Wohl und Wehe eines Volkes recht wohl ermessen. Es sind ganz
außerordentliche Zuschüsse, die das Meer mit seinen Produkten zum Haushalt
einzelner Staaten beisteuert. Großbritannien zieht an jedem Wochentage für
durchschnittlich 700 000 Mk. Lebensmittel aus dem Meere heraus. Dabei haben
solche Zuschüsse kein Anlagekapital zum Produzieren nötig. Auch das Dasein
niedriger stehender Völker ist an die Ausbeute von Meeresprodukten gebunden,
so das Leben verschiedener Polynesier, der Grönländer, der Eskimos an der
westlichen Wasserkante der Baffinsbay, am Boothia-Isthmus und anderer Natur-
völker mehr. Die genannten nordischen Völker müßten ohne Seehund zugrunde;
gehen. Pennant sagte schon vor mehr als hundert Jahren: „Man kann diese
Tiere (die Seehunde) füglich die Viehherden der Grönländer und vieler an.
derer arktischer Völker nennen.‘
Tierische, pflanzliche und mineralische Schätze entreißt
der Mensch dem Schoße der Meere. Am wichtigsten sind für ihn die Nahbrungs-
mittel liefernden Schätze, die Fische. Sie sind in vielen Küstengebieten zum
Volksnahrungsmittel geworden. Der raschere Versand von Seefischen
nach dem Binnenlande ermöglicht immer mehr die Ausbreitung der Fischnahrung.
Dieser billigen und preiswerten Nahrung schenken die Staaten immer erhöhtere
Aufmerksamkeit,
Es kann hier nicht der Ort sein, alle die in Frage kommenden Fischarten
nach Verbreitung und Menge einzeln zu beschreiben. Wie vielerlei Fische allein
jährlich in Wesermünde (Geestemünde) verauktioniert werden, zeigt ein
Blick in die ahresstatistik der Fischereihafen-Betriebsgenossenschaft. Für
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