geheuren Schwärmen die Nord- und Ostsee. Die Kieler Sprotte ist besonders
geschätzt. In England werden diese kleinen Fische wegen ihrer übergroßen
Menge als Dungmittel benutzt, wie ähnliche Fische und Heringsabfälle in
Japan. Die Anchovis vertreten im Mittelmeer, hier „Sardou‘“ genannt, und
bis an die Küsten der östlichen Nordsee teilweise den Hering. Gesalzen und
gepfeffert, versendet man sie als „Sardellen‘“ in großen Mengen. Unter
„Anchovis‘“ versteht der deutsche Handel nicht die Sardellen, sondern die
kleineren, in einer scharfen Brühe eingelegten Sprotten, die hauptsächlich von
Oslo aus versandt werden, auch von Riga aus. In der Rigaer Bucht bleiben
vielfach die Anchovis aus; dann werden aus Danzig die Breitlinge gekauft,
die daselbst eimerweise verkauft und nach ‘Riga gebracht werden, um als
Anchovis zubereitet und, mit russischer bzw. 'lettischer Marke versehen, in
die Welt, auch wieder nach Deutschland, hinauszugehen, Die Sardine (oder
unechte Sardelle) hat für das Mittelmeer und die atlantischen Küsten Frank-
reichs und der Pyrenäenhalbinsel dieselbe Wichtigkeit, wie die Sprotte für
die Nord- und Ostsee (oder der Pilchard für die atlantischen Küsten des west-
lichen Europas). Der Kopf wird abgeschnitten und die Sardine ungesalzen in
Olivenöl eingelegt, darum „Oelsardine‘. Der Hauptausfuhrort der Oelsardinen
ist immer noch Nantes, obwohl der Sardinenfang an den französischen Küsten
sehr schwankt und häufig Sardinen aus Spanien eingeführt werden, damit
nur einigermaßen die Nachfrage gedeckt wird.
Wegen ihres guten Fleisches, ihres Rogens (Kaviar) und ihrer Schwimm-
blase (Hausenblase) sind Stör, Hausen und Sterlet beliebt. Sie kommen
in den Küstengebieten Nordamerikas, Westeuropas und des Mittelmeeres vor,
am häufigsten in den südrussischen Flüssen und Meeren (im Kaspischen und
Schwarzen Meer), wo sie der Hauptgegenstand der Fischerei sind. Schon den
Griechen und Römern war der Stör ein beliebter Fisch; seine geschätzteste
Gabe aber, den Kaviar, kannte das Altertum nicht. Der Kaviar hat seine
eigene Geschichte.
Die russische Ausfuhr an Kaviar schwankte vor dem Kriege zwischen
1000000 und 1400000 Pfund in einem Werte von 12 bis 20 Mill. M. In
neuerer Zeit tritt auch Nordamerika als Kaviarproduzent auf und Deutsch-
land bezieht bereits etwa die Hälfte seines Konsums aus Amerika. Die Stör-
fischerei in Florida wächst zusehends.
Außer den Fischen liefert der Atlantische Ozean eine Menge Mollusken
als Nahrungsmittel, hauptsächlich Austern und Miesmuscheln. Die
Auster belegt alle von der Golfstromtrift berührten Küsten. Im Gebiet des nord-
östlichen Atlantischen Ozeans sind die britischen Inseln die größten Austern-