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Lasten auf einmal und gehe lieber zweimal, sonst entsteht leicht
die Gefahr des Stolperns, Anstoßens, Fallens und Zerbrechens. Man
mache nicht eine halbstündige Straßenbahnfahrt, um zu einer
‚angeblich) billigeren (auch besseren?) Einkaufsquelle zu gelangen
— das ist doppelter Verlust: des Fahrgeldes und der Zeit. Jeden
Gebrauchsgegenstand (Schlüssel, Reinigungsbehelfe usf.) gebe
man nach Gebrauch zwangsläufig wieder auf seinen bestimmten
Platz; dann wird man keine nützliche Zeit auf höchst unnütze
Sucherei vergeuden. Vor und bei jeder, auch der unbedeutendsten
Arbeit sammle man seine Gedanken, habe alle notwendigen Be-
helfe zur Stelle, in bequem erreichbarer Nähe und richtiger Anord-
nung (Arbeits- Vorbereitung); man wolle nicht zwei oder gar
drei Arbeiten — aus falscher Zeitökonomie — gleichzeitig verrichten,
z. B. Kochen und Romane lesen oder in einem klassischen Konzerte
Strümpfe stricken. Vor dem Gange in die Geschäfte, um »einzu-
kaufen«, überlege man ruhig, was alles benötigt wird, um Zzwei-
der gar dreimaliges Ausgehen zu vermeiden. Eine gute Versiche-
rung gegen Feuer, Einbruch und Unfall liegt ebenfalls im Auf-
zabenkreise einer rationellen Führung des Haushaltes.
In der neueren Zeit finden immer mehr technische Behelfe
des Haushaltes Anwendung, die jedenfalls nur dann angeschafft
werden sollen, wenn sie von objektiver Seite (etwa in Wien vom
Verein »Technik im Haushalt«, von einer ernsten F rauenvereinigung,
von einer Haushaltungsschule) erprobt und empfohlen sind; hier
zeigt sich deutlich der Unterschied zwischen der bloß sachlichen
Seite der Rationalisierung und dem wahren Geiste der Wirtschaft-
lichkeit. Der abschreckenden Beispiele irrationeller Haushaltungs-
gegenstände gibt es wahrlich genug; da ist die Kaffeekanne, die
nicht gießt und sich leicht verstopft, da sind die Gläser, die schwer
zu reinigen sind oder kein genügendes Postament haben; da sind
die Krüge, aus denen nur sehr schwer eingeschenkt werden kann;
da sind jene Staubsauger, deren Greifer nicht unmittelbar die
Teppiche und Stoffe berühren usf.
Die hauswirtschaftliche Entwicklung liegt zweifellos in der
Linie, immer mehr Arbeiten außer Hause Oder, wenn sie noch im
Hause verrichtet werden, mechanisch verrichten zu lassen. Vor
100 Jahren, noch zur Zeit unserer Großmütter — was für Arbeiten
wurden damals noch im Hause getan! Die Hausfrau war eine Art
technisches Universalgenie: sie buk selbst das Brot und hatte