Jas neue Landesrerierungsgebäude in Eisenstadt (aus der Vogelschau”
AUFBAUARBEIT IM BURGENLAND
Vom Landesamtsdirektor Dr. Karl Heger.
Um die Bedeutung dessen, was in den abgelaufenen
;ieben Jahren, scitdem das Burgenland zu Oesterreich
gehört, im Lande an Aufbauarbeit geleistet wurde, richtig
einzuschätzen, ist es notwendig, sich gewisse Tatsachen
vor Augen zu halten, die mit der Konfiguration des
Landes und den Zuständen, wie sie zur Zeit der Land-
nahme und in der Folgezeit bestanden, zusammenhängen.
Von den übrigen von Ungarn durch die Friedensschlüsse
abgetrennten Gebietsteilen unterschied sich der. lang-
gestreckte Landstreifen des heutigen Burgenlandes ganz
‚esonders dadurch, daß die Grenzziehung eine große
Anzahl rein deutscher ländlicher Gemeinden bei Ungarn
beließ, sowie auch von Deutschen bewohnte, geo-
graphische, wirtschaftliche und Kulturzentren städtischen
Charakters östlich der neuen Grenze. Dies wäre aber
ohne nachhaltige Wirkung geblieben, wenn nicht zufolge
des Venediger Abkommens auch Oedenburg, das die
Rolle einer Hauptstadt des neuen Gebietes ohne weiters
hätte übernehmen können, mit einem kleinen Hinterlande,
an Ungarn zurückgefallen wäre. Es schien als ob diese
anter so ungünstigen Verhältnissen an Oesterreich ge-
kommenen, aus drei ungarischen Komitaten, die vorher
nicht viel von einander gewußt hatten, herausgeschnittenen
Gebietsteile ohne größere städtische Siedlung, ohne
wirtschaftliches und kulturelles Zentrum niemals zu einem
Lande verwachsen könnten. Um so mehr mußte es über-
caschen, daß in kürzester Zeit das Gegenteil eintrat.
Das Gefühl der Stammeseinheit und die Freude an der
arrungenen politischen Selbständigkeit und Freiheit waren
stark genug, aus einem geographisch recht
;eltsam geformten Gebiete eine politische
ndividualität zu machen. Die nationale Minderheit
ler Kroaten, die übrigens im Burgenland durchaus
Jeutsch- und österreichfreundlich ist, stand dieser Ent-
vicklung nicht im Wege, sondern machte sie, obwohl
je in nationaler Beziehung ein Eigenleben führt, mit.
Die Angliederung des Burgenlandes an Oesterreich
‚ollzog sich zu einer Zeit größter wirtschaftlicher Not
ınd des tiefsten Währungsverfalls. Der österreichische
;taat hat selbst mit so großen Sorgen zu kämpfen und
las Land mußte sich, wollte es nicht verdorren und
‚ugrunde gehen, finanziell frühzeitig aufeigene
Zeine stellen. So mußte man, nachdem durch eine kurze
Zeit die Bedürfnisse des Landes vorschußweise der Bund
zestritten hatte, daran gehen, das Landessteuerwesen
ıufzubauen. Durch äußerste Sparsamkeit in der Ver-
waltung gelang es, nicht nur die laufenden Landes-
bedürfnisse aus den Steuereingängen zu decken, sondern
‚uch nach und nach dringende Investitionen vor-
zunehmen, die ein schon vor dem Kriege vernachlässigtes
and seiner Verkehrs- und Verwaltungsmittelpunkte be-
-aubtes Land nicht mehr länger entbehren konnte. Es
konnte sogar daran gedacht werden, die seinerzeit vom
3unde erhaltenen Vorschüsse allmählich zurückzuzahlen.