Full text: Hansische Beiträge zur deutschen Wirtschaftsgeschichte

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VII. Großhandel und Großhändler im Lübeck des 14. Jahrhunderts 231 
falls kein Zweifel mehr sein. Auf Lübecker Seite nenne ich als besonders am 
Frankfurter Geschäft interessiert Johann Paternostermaker, den Vater 
des Rädelsführers von 1384, einen ungemein tätigen Großkaufmann. Daneben 
möchte ich die Pepersak nennen, eine aus Hildesheim eingewanderte 
Familie, die im Rate saß und das Frankfurter Geschäft bevorzugte. Auch 
die Schepenstede und Greverade wären hier anzuführen; die letzteren auch 
in ihren Beziehungen zu Köln. Von Frankfurter Bürgern, die um 1340 
regelmäßige Geschäfte mit Lübeck betrieben, nenne ich Johann Lemmekin, 
Sein Lübecker Gesellschafter war Andreas von Rostock, der vor 1343 eine 
große Zahl von Schuldverpflichtungen eingegangen war, zu denen sich 1343 
sein Frankfurter Gesellschafter ausdrücklich als Mitschuldner bekannte. 
Neben Frankfurt bestanden namentlich zu Nürnberg regelmäßige Beziehun- 
gen. Häufig weilte der Nürnberger Bürger Johann Lange in Lübeck, aus 
Lübeck holte er sich auch seine Frau, eine Tochter Hinrich Raads®*), Auch am 
Nürnberger Geschäft ist Johann Paternostermaker interessiert, und sein 
Sohn, der berüchtigte Hinrich Paternostermaker, hat gar einen Geschäfts- 
freund in Bern. Über Nürnberg gingen auch Lübecks Beziehungen zu 
Venedig. Von den mitteldeutschen Plätzen hatte neben Magdeburg Erfurt 
besondere Bedeutung, weil diese Stadt der Mittelpunkt des Waidhandels 
war. Was der Lübecker an all diese Plätze zu bringen hatte, war vor allem 
Rauchware. Es ist eben nicht so, daß die ganze baltische Rauchware über 
Lübeck nach Brügge gegangen wäre, sondern von Lübeck zweigte ein guter 
Teil von ihr nach Süd- und Mitteldeutschland ab. Nur ein Beispiel. In Erfurt 
hatten die Lübecker Bürger Nikolaus Stoltevoet und Ernst Sonnenberg 
1375 5000 Stück Buntwerk verkauft; außerdem 3 Pack Hermelinfelle. Die 
Ware war nicht in bar bezahlt, sondern die beiden Erfurter Käufer hatten 
zwei Schuldurkunden ausgestellt, laut deren sie sich zur Zahlung von im 
ganzen 273 Ib. Erfurter Münze verpflichteten. Nun erklären die beiden 
Lübecker Kaufleute vor dem Niederstadtbuch, daß die Erfurter Schuld- 
urkunden zwar auf ihren Namen lauten, daß aber der wirkliche Gläubiger 
Eberhard Schepenstede sei. Stoltevoet und Sonnenberg hatten also als 
Kommissionäre des Lübecker Kaufmanns Eberhard Schepenstede die Ware 
in Erfurt abgesetzt. 
Dieser letzte Vorgang mag Ihnen einigen Ersatz geben für ein näheres 
Eingehen auf die kaufmännische Organisation, die ich heute ebensowenig 
behandeln kann, wie das Gesellschaftswesen und die Frage des kaufmänni- 
schen Kreditwesens. Wenn ich jetzt mein Urteil dahin zusammenfasse: das 
Lübeck des 14. Jahrhunderts war der Großhandelsplatz par excellence des 
damaligen Nordeuropas, so wird das Mitgeteilte genügen, um diese These 
als begründet gelten zu lassen. Und Sie werden mit mir für Lübeck jeden- 
falls eine wissenschaftliche Theorie ablehnen,‘ die den mittelalterlichen 
Kaufmann als gänzlich unentwickelt und von handwerkmäßiger Gesinnung 
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