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stellung von Charakter‘ der Masse entsprechen, überhaupt einen Aus-
nahmecharakter besigen würden.‘
Im Vorbeigehen sei hier auf die außerordentlich große Vieldeutigkeit
des Wortes Masse hingewiesen. Solange sie nicht geklärt ist, ist die Quelle des
Irrtums nicht verstopft; gerade in ihr dürfte zum großen Teil die Anziehungskraft
der populären Massentheorie begründet sein, weil ein Jeder aus ihr je nach dem Sinn,
den er den Worten beimißt, heraushören kann, was er zu hören wünscht. Insbesondere
trifft auch der Sag von dem niedrigeren Niveau für eine Anzahl von Bedeutungen
in der Hauptsache zu, nämlich für die ersten fünf. 1. Masse — Geführte im Gegensat
zu den Führern, 2. Masse — durchschnittliche Menschen im Gegensagß zu den über-
durchschnittlichen, 3. Masse — untere Schicht (Ungebildete) im Gegensag zur oberen
Schicht (Gebildete), 5. Masse — Auflauf oder überhaupt vorübergehende Vereinigung
im Gegensatz zur Gruppe, 6. Masse — Kollegium, Klasse, soziale Schicht, Rasse usw.,
wobei vielfach nicht unterschieden wird, ob man damit eine Gruppe (als ein Ganzes)
oder ein Nebeneinander gleichartiger Einzelwesen im Sinne einer Gattung meint, 7.
Masse — vorübergehende Vereinigung von Menschen, die sich im Zustande der stärk-
sten Erregung befinden (wie Ekstase oder Panik), bei der das Ichbewußtsein und das
höhere geistige Leben stark zurücktritt (ohne daß aber von einem Wirbewußtsein im
Sinne der Gemeinschaft zu sprechen wäre).
Die Gruppe.
2. Wir wenden uns jeßt dem zweiten Gliede der oben eingeführten
Unterscheidung von Dauereigenschaften der Gruppe und vorübergehen-
den Eigenschaften der „Masse“ zu, unter Masse dabei verstanden eine
vorübergehende Anhäufung von Menschen, die keine tieferen Beziehun-
gen zueinander haben und zu dem Gegenstande, mit dem sie sich befas-
sen (also insbesondere kein Verantwortungsbewußtsein). Wir haben
damit weiter vorausgesegt, daß es sich um an einer Stelle versammelte,
also sinnlich verbundene Menschen handelt, die ihren Aufgaben als Laien
(was nur in einer Gesellschaft möglich ist, die auch Fachmänner kennt)
und ohne tieferes Gefühl der Verantwortung gegenüberstehen. Hierher
gehören mancherlei Versammlungen in der modernen Gesellschaft, ferner
Aufläufe bei Unfällen, Aufzügen, Revolten usw. Ein großer Teil der in
der Theorie der Masse gegebenen Beispiele fällt unter diesen Begriff
der Masse, so daß der hier angenommene Sprachgebrauch wenigstens
einigermaßen mit dem vorwiegend üblichen übereinstimmt. Offenbar
kommen nicht im Leben jeder Gruppe Anhäufungen von der eben an-
gedeuteten Beschaffenheit vor. Eine Volksversammlung z. B. bei einem
Indianerstamm ist von einer modernen Massenversammlung demonstrie-
render Agrarier grundverschieden und fällt nicht unter den hier gemein-
ten Begriff der Anhäufung. ( Anderseits bleibt es zunächst unentschieden,
ob die Personen, die die Träger einer derartigen Anhäufung sind, unter
sich darüber hinaus in den Dauerbeziehungen einer Gruppe zueinander
stehen. |
Bei dieser Sozialform ist an einer tatsächlichen Er-
niedrigung des Niveaus oder überhaupt an einer einschnei-