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eine Schilderung des spanischen Nationalcharakters, eine Darstellung
der Staatsverfassung mit Bemerkungen über die Inquisition, die Pflege
der Wissenschaften, den „Fleiß und die Manufakturen“ der Spanier, so-
wie den spanischen Handel, aber fast ohne jede Zahlenangabe, weiter eine
Beschreibung des Münzwesens und des Staatshaushalts, ebenfalls mit nur
ganz wenig Zahlen, sodann eine kurze Übersicht über die Land- und See-
macht und endlich als Hauptergebnis ein Abschnitt über „das Inter-
esse Spaniens“, wo auf einer Seite diskutiert wird, was das Wohl
des Landes beeinträchtigt hat und in der Zukunft zu fördern ge-
eignet ist.
Dieser Abschnitt über Spanien eröffnet nach Conringschem
Muster die Reihe der in dem Achenwallschen Buche enthaltenen
Staatsbeschreibungen; insgesamt fanden 8 europäische Staaten Auf-
nahme; aber selbst für Länder wie Großbritannien und Schweden,
welche schon damals bevölkerungsstatistische Untersuchungen auf-
zuweisen hatten, wird nur die wahrscheinliche Volkszahl angegeben
und das vorhandene statistische Material überhaupt nicht erwähnt.
15. Eine wesentliche Änderung herbeizuführen, gelang weder dem
Nachfolger Achenwalls, A. L.v. Schlözer (1735—1809), noch
den übrigen Vertretern dieser Universitätsstatistik, auch vermochten
sie nicht den Begriff der Statistik klarzustellen und über die Unbe-
stimmtheit des Conring-Achenwallschen Begriffes „Staatsmerkwürdig-
keiten“ hinauszukommen. Schlözer erkannte selbst die Relativität
dieses Begriffes; was zu einer Zeit als merkwürdig zu bezeichnen
wäre, sagte er, würde zu einer andern Zeit vielleicht gleichgültig sein *).
Aber eine Folge dieser Unsicherheit war ganz natürlich der Mangel
echter wissenschaftlicher Kraft. Die deutsche Universitätsstatistik
konnte nur langsam zu einer wissenschaftlichen Disziplin werden, und
zwar nicht auf Grund von Hindernissen, die sich bei der Beschaffung
positiven Materials in den Weg stellten. Denn zwar lag das Material
zum großen Teil in fürstlichen Archiven, ohne daß man wie heut-
zutage ein Benutzungsrecht hatte oder die Aktenstücke gar abge-
druckt in Quellensammlungen der Öffentlichkeit zugänglich waren;
dies war jedoch eher ein Ansporn: Je tiefer sich die Quellen in den
Staatsarchiven verbargen, desto eifriger stöberte man sie auf, so daß
sich nach und nach denn auch viele, wenn auch sehr bunt gemischte,
Beobachtungen in Zeitschriften und größeren Werken aufhäuften.
Trotz allem aber war und blieb die „Statistik“ ein praktisches
\ Schlözer, Theorie der Statistik, erstes Heft, Einleitung, 1804, S. 47 u. 53.