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wenn man ganz davon absieht, daß ein Mensch aus sämtlichen
Durchschnittseigenschaften nicht konstruiert werden kann. Ein
Durchschnittsprofil würde wahrscheinlich von idealer Schönheit weit
antfernt sein; bei der Mehrzahl der Menschen weichen die körper-
lichen Eigenschaften nach derselben Seite von der Schönheit ab
‘runde Schultern, flacher Brustkasten, Warzen und Gewächse }).
Wie der physische Durchschnittsmensch für Quetelet das Schön-
heitsideal darstellte, so war der moralische Durchschnittsmensch
[nhaber der idealen geistigen Kraft und repräsentierte das Ideal des
Guten, trotz seines mittleren Hanges zum Verbrechen. Der Durch-
schnittsmensch ist nach ihm von allen leidenschaftlichen Exzessen gleich
weit entfernt, stellt also den goldenen Mittelweg dar (Systeme social,
S. 273). Übrigens ist Quetelet in diesem Punkte oberflächlich; eine
eigentliche Beweisführung sucht man vergeblich. Jener Durch-
schnittsmensch, welcher in sich alle Eigenschaften eines Volkes
vereinigt, wird zugleich ein „homme superieur“; er ist der Schwer-
punkt, um den sich das ganze System bewegt (Systeme social S. 281).
12. Der Standpunkt Quetelets tritt auch deutlich in seiner Auf-
fassung des Typischen zutage. Er glaubte, der Typus sei im
ganzen konstant. Der Schönheitstypus solle keinen größeren Ver-
änderungen unterliegen; nur die Grenzen der Abweichungen vom
Durchschnitt würden unter günstigen Verhältnissen enger, wodurch
lie Zahl der schönen Menschen also wachsen würde. Die Sterb-
lichkeit war seiner Auffassung nach ebenfalls im wesentlichen die-
selbe wie im Altertum. Wenn auch die Kunst der Ärzte. an ein-
zelnen Punkten siege, werde dies nur den Reichen zugute kommen,
während die Armen dafür um so kürzere Zeit zu leben hätten. Er
stellt sich hier also auf denselben Standpunkt, den früher Malthus
und J. B. Say vertraten. Im übrigen hatte er nur wenig Material
für statistische Untersuchungen über die Bewegung der Sterblichkeit
zur Verfügung. Er glaubt, einen Beweis für obige Behauptung in
ler Zusammenstellung des Todesalters von 60 berühmten Männern
aus verschiedenen Zeitaltern zu finden; weil 5 dieser großen Männer
im Alter von 35 bis 40 Jahren starben, schloß er, daß dieses Alter
für Menschen mit zu wirksamer KEinbildungskraft gefährlich sei
‘yeritablement fatal, Anthropometrie S. 380 f£.). Auf die Unzulänglich-
‘) Vgl. Held, Adam Smith und Quetelet, Jahrb. f. Nat. u. Stat., IX, 1867,
S, 276. Siehe auch Westergaard, Teorien om Gennemspitsmennesket in Nor-
disk Tidsskrift, 1884, ferner Axel Holck, Quetelet og Kunsten in National-
dkonomisk Forenings Festskrift, 1897.