Full text: Die Angestellten in der Wirtschaft

VI. Die weiblichen Angestellten. 
Ein charakteristisches Merkmal des heutigen Wirtschafts: 
lebens ist die zunehmende Bedeutung der Frauen- 
arbeit. In diesem Abschnitt sollen daher alle wesentlichen 
Ergebnisse über das Vordringen der Frau in den Angestellten- 
berufen noch einmal zusammenfassend dargestellt werden. 
Von ausschlaggebender Bedeutung sind hierbei die Ver- 
änderungen in der Bevölkerungsstruktur gewesen, vor allem 
die starke Erhöhung des Frauenüberschusses, 
der vor dem Kriege in viel geringerem Maße vorhanden war. 
Durch den Kriegstod von 2 Millionen Männern schwoll der 
Frauenüberschuß gewaltig an: Während 1910 auf 1000 Männer 
im allgemeinen Durchschnitt 1026 Frauen kamen, waren es 
1919 1099 Frauen und 1925 noch 1068 Frauen. Vor allem 
sind aber durch den Kriegstod gerade die im „besten“ 
Mannesalter stehenden Altersgruppen betroffen 
worden, so daß sich für diese Altersgruppen ein bedeutend 
höherer Frauenüberschuß ergibt, als ihn uns die Gesamt- 
zahlen zeigen. 
Auf 1000 Männer 
in den Altersjahren 
28—30 0000000000 
30—3 Be 
35— 40 _ 
kamen Frauen 
1925 19710 
1151 1,902 
1260 1001 
1108 10038 
Während also vor dem Kriege in diesen Altersgruppen 
nahezu kein Frauenüberschuß herrschte, sind jetzt z. B. in der 
Altersgruppe 30 bis 35 Jahre über ein Viertel mehr Frauen 
vorhanden als Männer. Das bedeutet, daß für jede vierte bis 
fünfte Frau dieser Altersgruppe kein Ehepartner vorhanden 
und sie von vornherein zum Eheverzicht und damit zur 
eigenen Erwerbstätigkeit verurteilt ist. Dazu zwingen die 
wirtschaftlichen Folgen des Krieges und der Inflation auch 
die früher „bessergestellten“ jungen Mädchen, vor der — un- 
sicher erscheinenden — Ehe erwerbstätig zu sein. So ist die 
Haustochter, die im Hause der Eltern untätig saß und auf 
das Geheiratetwerden wartete, zumindest in den Groß- und 
Mittelstädten, fast verschwunden, und gerade sie drang in die 
Angestelltenberufe ein.
	        
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