Full text: Der deutsche Buchhandel

III. Die Zweige des deutschen Buchhandels. 29 
MI. Die Zweige des deutschen Buchhandels. 
Nachdem wir die Organisation des deutschen Buchhandels kennen 
gelernt haben, wenden wir uns der Betrachtung seiner einzelnen 
Zweige zu. 
Der Verlag. 
In den Anfangszeiten der Buchdruckerkunst, deren Erfindung im 
Jahre 1450 zum Abschluß gekommen ist, waren Druck, Verlag und 
Vertrieb der Erzeugnisse der Presse zunächst in einer Hand ver- 
einigt. Aber bald fand eine Trennung der verschiedenen Arbeits- 
leistungen statt, die wir im Buchgewerbe heute noch sehen. Neben 
den für den eigenen Verlag arbeitenden Druckereien entstanden 
Verlagsunternehmungen ohne eigenen Druckereibetrieb, später erst 
die: Kleinhändler, die „Buchführer“, welche in Stadt und Land, 
auf Messen und Märkten die Bücherware in alle Bevölkerungsschichten 
hineintrugen, während das Verkaufs- und Tauschgeschäft der Buch- 
händler untereinander in den Händen der Drucker und Verleger blieb. 
Nur die für das Publikum bestimmten Bücher kamen gebunden in 
den Handel; der für den Buchhandel bestimmte Teil einer Auflage, 
lie zwischen 100 und 12000 Exemplaren schwankte!) — als Norm 
Jürfte die Zahl 1200 anzusehen sein —, wurde in rohen Bogen ver- 
3andt und auch so im Tauschgeschäft auf den Messen „verstochen‘“‘, 
wie der fachmännische Ausdruck lautete. Der Verkauf der Bücher in 
rohen Bogen hat sich im buchhändlerischen Verkehr bis ins 19. Jahr- 
hundert erhalten; noch im Jahre 1880 lieferten vereinzelte Schul- 
and Gesangbuchverleger größere Posten ihrer Artikel an die Sor- 
bimenter in Bogen, die dann von den ortsansässigen Buchbindern ihre 
Einbände erhielten. Der Verlag wurde für eigenes Risiko einer Firma 
betrieben, oder aber als „Kommissionsverlag‘, wenn der Autor 
die Herstellung eines Werkes bezahlte, ferner als Selbstverlag, 
wenn der Verfasser eines Buches es auf seine Kosten drucken ließ 
and selbst vertrieb, Diese drei Formen sind auch im neuzeitlichen 
Verlag erhalten geblieben. 
Eine besondere Lieferungsform im Verkehr des Verlegers mit dem 
Sortimenter, die erst im Laufe des letzten Jahrzehnts zurück- 
gedrängt, aber nicht verschwunden ist, hat sich am Ende des 
18, Jahrhunderts als Konditionsgeschäft entwickelt. Der Sorti- 
menter erhielt teils unverlangt, teils auf Bestellung die Neuigkeiten 
rom Verleger „bedingt“ (a cond.) geliefert, das heißt, er durfte die 
Bücher, die er nicht absetzte, an den Verleger zurückschicken. Die 
3) Haebler, Handbuch der Inkunabelkunde, gibt für die mittlere Inkumabel- 
zeit 400 bis 500 als üblich an.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.