{I Die Zweige des deutschen Buchhandels.
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Vielfach sind Verlagsbetriebe Sortimentsgeschäften angegliedert.
In den selbständigen Verlagen finden wir eine große Anzahl solcher,
die sich auf bestimmten Gebieten der Bücherproduktion speziali-
sieren; zahlreiche wissenschaftliche Verlagshandlungen haben ihre
Sitze in den Universitätsstädten, wo sie ihre Autorenverbindungen
mit den Gelehrten der Hochschulen unterhalten. Es gibt Verlags-
firmen, die spezielle wissenschaftliche Gebiete pflegen, z. B. die
Medizin, die Theologie, die Jurisprudenz und die Staatswissenschaften;
wir finden Spezialverlage für die Landwirtschaft, für das Gebiet
der gesamten Technik oder Teile derselben, für belletristische, für
katholische und evangelische Literatur, für Jugendschriften usw.
Die Erwerbung der Manuskripte geschieht zum Teil auf Angebote der
Autoren, viele Verlagsunternehmungen sind aber auch schöpferischen
Ideen der Verleger entsprungen. Das gilt nicht nur für großangelegte
Enzyklopädien und Sammelwerke, an denen nach dem Plan eines
Verlagshauses zahlreiche Autoren auf ihren Spezialgebieten mit-
arbeiten, sondern auch für Einzelwerke, die bestimmt sind, eine
Lücke in der Literatur auszufüllen, oder die, dem Zeitgeist Rechnung
tragend, verlegerischen Erfolg versprechen, wie auch Übersetzungen
hervorragender Erscheinungen auf dem ausländischen Büchermarkt
nicht selten ihr Entstehen der verlegerischen Initiative verdanken.
Als Beweisstück für das Verantwortungsgefühl, dessen sich der
deutsche Verleger bei Erfüllung seiner Aufgabe als wichtiger Mitt-
ler im geistigen Leben der Nation bewußt ist, sei der folgende Aus-
spruch Adolf v. Kröners, eines der bedeutendsten deutschen Ver-
leger seiner Zeit, hier eingeschaltet. Er hat einmal von seinen
Berufsgenossen gesagt, vom Verleger hänge es nicht zum wenigsten
ab, welche Talente und in welchem Maße sie zur Entfaltung gelang-
ten, und welche Ideen und Gefühle die Massen der Nation beseelten;
er trage einen großen Teil der Verantwortlichkeit dafür, ob zwischen
den Trägern des geistigen Fortschritts und den weitesten Schichten
der Bevölkerung Einheit des Denkens. Fühlens und Wollens bestehe.
Hat der Verleger ein Manuskript erworben, dann ist es seine Auf-
gabe, ihm die Form eines marktfähigen Buches zu geben. Wenn
auch Buchärucker und leistungsfähige Großbuchbindereien hierfür
als fachmännische Berater herangezogen werden können, so hat
doch der Verleger das bestimmende Wort zu sprechen. Wie der
Name einer angesehenen Verlagsbuchhandlung auf dem Titel den
Buchhändler und sachkundigen Literaturfreund auf den inneren
Wert eines Buches schließen läßt und kaufwerbend wirkt, so muß zu
gleichem Zwecke die äußere Ausstattung der Verlagsartikel eine
Besonderheit seines Erzeugers zur Schau tragen, die sie aus der
Massenware sinnfällig abhebt, Man denke nur an die Veröffent-
lichungen der Firma Eugen Diederichs Verlag oder des Insel-Verlags.