III. Die Zweige des deutschen Buchhandels. 33
Vorübergehend bestand in Leipzig eine Vereinigung der Verlags-
redakteure. Ihre Mitglieder sind zum größten Teil dem Reichs-
verband der Presse beigetreten.)
Die kaufmännischen und buchhalterischen Arbeiten beanspruchen
bei der großen Anzahl schwer kontrollierbarer kleiner Einzelposten
gewissenhafte und zuverlässige Mitarbeiter. Im neuzeitlichen Ver-
lagsbetrieb ist vielfach ein Reisender angestellt, der als Vertreter
einer oder mehrerer Firmen die Sortimenter aufsucht, um ihnen Neu-
arscheinungen und gangbare ältere Artikel vorzulegen und Bestel-
lungen entgegenzunehmen. Jugendschriften- und belletristische Ver-
lage, sowie größere Firmen, die sogenannte „Brotartikel“ verlegen,
haben fast alle Reisevertreter allein oder mit Verlagen anderer
Richtungen zusammen.
Der „Bugra“-Meßpalast, der zu den beiden alljährlich abgehaltenen
Leipziger Mustermessen seine Pforten öffnet, stellt in seinen zahl-
reichen Kojen Neuigkeiten und ältere gangbare Artikel in übersicht-
licher Weise zur Schau. Die täglichen Bibliographien und die An-
zeigen im Börsenblatt sowie der Verleger-Rundschreiben geben zwar
dem Sortimenter die Produktion des deutschen Verlages bekannt,
30 daß er hiernach seinen Bedarf wählen kann, aber die Meßaus-
stellung gewährt einen Einblick in die Ausstattung der Bücher, die
für Beurteilung der Verkäuflichkeit dieses oder jenes Artikels treff-
sicherer ist als lediglich die Titelangabe.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß der Buchverlag mehr oder
weniger Spekulationssache ist. Trotz sorgfältigen und sachkundigen
Erwägungen der Absatzmöglichkeiten vor der Herausgabe eines
neuen Verlagsartikels gibt es Fehlschläge. Manches Buch hat
Jurch die Gunst des Schicksals über Erwarten guten Erfolg oder
Jurch widrige Umstände Mißerfolg erfahren; sichere Faktoren kann
ler Verleger nur in den seltensten Fällen in seine Vorausberech-
nungen einstellen, Im regulären Verlagsbetrieb muß eben der Aus-
fall auf der einen Seite durch um soviel besseren Erfolg auf der
andern Seite ausgeglichen werden. Manches wertvolle Buch, zahl-
reiche Monographien und dergl. werden gedruckt, für die nur mit
einem kleinen Interessentenkreise zu rechnen ist, und bei deren
Herausgabe Verleger und Autor von vornherein nur auf idealen
Nutzen, nicht aber auf kaufmännischen Gewinn rechnen können.
Einen besonderen Vorteil beim Vertrieb ihrer Verlagsartikel haben
jie Verleger, denen Zeitschriften ihres eigenen Verlages hierfür zur
Verfügung stehen; fachwissenschaftliche Buch-Verlage haben Sich
nicht selten aus Zeitschriftenunternehmungen entwickelt und sind
zu großer buchhändlerischer Bedeutung gelangt.
1) Dünnhaupts Studien- und Berufsführer, Band 1, Jagow-Matthaesius,
Zeschichte,