Full text: Der deutsche Buchhandel

II. Die Zweige des deutschen Buchhandels. 43 
konnten, mag gelegentlich zu Bedenken führen; doch: ist nicht 
außer acht zu lassen, daß ohne den Reisebuchhandel viele wertvolle 
Werke von großem Umfang nicht gedruckt, zum mindesten aber nicht 
zu marktfähigen Preisen abgegeben werden könnten. 
Der Reisende eines Versandgeschäfts bedarf ebenso wie der 
Kolporteur, der seine Tätigkeit außerhalb seines Gemeindebezirks 
ausübt, einer Legitimationskarte, die von dem Gewerbeamt am Sitz 
der Firma für die Dauer eines Kalenderjahrs ausgestellt wird. Er 
muß sie stets bei sich führen, um sie kontrollierenden Beamten 
vorzeigen zu können. 
Eine dritte Form des Buchhandels, abseits vom Sortiment, ist der 
Bahnhofsbuchhandel. Er hat im Laufe der letzten Jahrzehnte eine 
ständig steigende Bedeutung für den Bücherumsatz erlangt. Die 
Bahnhofsbuchhandlungen werden zum Teil von großen Zentrallagern 
in Leipzig und Berlin versorgt. Durch Aufnahme in das Adreß- 
buch des Deutschen Buchhandels haben die Zentrallager, wie auch 
die Reisebuchhandlungen, alle Rechte eines buchhändlerischen Wie- 
derverkäufers. In Ausnahmefällen werden Bahnhofsbuchhandlungen 
auch von ortsansässigen Sortimentern unterhalten. Die Literatur und 
die Zeitschriften, die der Bahnhofsbuchhandel vertreibt, sind natür- 
lich den Wünschen des reisenden Publikums angepaßt; unterhaltende 
Schriften, Belletristik und Humoristika mit buntfarbigen Titel- 
bildern werden hier in großen Mengen umgesetzt. 
Der Außendienst im Reise- und Bahnhofsbuchhandel bietet dem 
Buchhandlungsgehilfen keine begehrenswerten Posten, wohl aber 
der Innendienst, der buchhändlerisch und kaufmännisch geschulte 
Kräfte verlangt; die Leitung solcher Betriebe bedarf eines sicheren 
Blicks und Urteils für die Absatzfähigkeit von Neuerscheinungen. 
Bei der Stellenbewerbung hat der Buchhandlungsgehilfe also auch 
mit Betrieben dieser Art zu rechnen. Sie liegen zum Teil in den 
Händen bedeutender und im Buchhandel hochangesehener Firmen, 
die im Innendienst nicht minder wie im Außendienst ein vielköpfiges 
Personal beschäftigen. 
Die buchhändlerischen Abteilungen der Warenhäuser haben von 
Jahr zu Jahr größeren Umfang angenommen. Seitdem sie sich fast 
allgemein den Verkaufsbestimmungen des Börsenvereins der Deut- 
schen Buchhändler unterworfen und ihre Firmen als Vollbuchhand- 
lungen Aufnahme in das Adreßbuch des Deutschen Buchhandels ge- 
funden haben, stehen sie wohl ausnahmslos unter sachkundiger 
buchhändlerischer Leitung. Der Neuigkeitenvertrieb ist hier nur 
von geringer Bedeutung im Gesamtumsatz; das Warenhaus widmet 
sich vorwiegend dem Ankauf und Verkauf von Restposten, die ihm 
in großen Mengen vom Verlag zufließen. Der Warenhausbuchhandel 
ist also mehr kaufmännischer als buchhändlerischer Natur; er ähnelt 
mehr dem Antiquarijats- als dem Sortimentsbetrieb. Durch die Preis- 
ad
	        
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