Full text: Der deutsche Buchhandel

60 V. Eignung und Bildung für den Beruf des Buchhändlers. 
Schonung bedürfen, ist das unter Umständen von nachteiligen Fol- 
gen. Auch diese mehr äußerlichen Gesichtspunkte sind bei der 
Berufswahl zu bedenken. 
Die Bildungsfrage hat von jeher die Gemüter im Buchhandel be- 
wegt, Schon im ersten Jahrgang des Börsenblattes (1834) nimmt 
Friedrich Perthes zu der Frage Stellung, „ob zu dem Buchhändler- 
Geschäft nur diejenigen zugelassen werden sollten, die dasselbe 
praktisch erlernt, also. Lehrjahre bestanden haben.“ Er sagt: 
„Nein — die Bestimmung unseres Vereins!) ist nicht, Monopol zu 
erstreben und auszuüben — dessen Zweck nicht, unserem. freien 
Handel Fesseln anzulegen.“ Perthes unterschätzt keineswegs den 
Wert einer Lehrzeit: „Der seinem Beruf entsprechende Sortiments- 
händler kann nicht ohne lange Schule gebildet werden. Aber Lehr- 
jahre dürfen nicht. als genügend angesehen werden; die darin ge- 
wonnenen technischen Fertigkeiten liefern wohl brauchbare Gehilfen, 
aber ohne Sinn für die Literatur selbst, für den inneren Wert unsrer 
Ware, ohne Auffassen des Geistes der Zeit, worin man lebt, wird nie 
ein Sortimentshändler, wie ihn Wissenschaft und Publikum be- 
Jürfen, ins Leben treten.“ 
In der umfangreichen Aussprache, die sich an: den Perthesschen 
Artikel knüpft, finden sich mancherlei Äußerungen, die auch heute 
noch beachtenswert sind; hier sollen nur die bemerkenswertesten 
folgen : 
„Für jeden gebildeten Mann ist die Kenntnis der Literatur seiner 
Nation unentbehrlich, allein noch notwendiger und nützlicher ist sie 
für den, der entweder als Verlags- oder als Sortimentsbuchhändler 
auftreten will .... Die genaue Bekanntschaft mit der Bücherwelt 
setzt ihn in den Stand, das Fehlende zu ergänzen, das Nützliche ein- 
zuführen und das Schöne, Gute und Wahre auf eine kräftige Art 
zu fördern ,... Kenntnisse geben Zutrauen und sind eine Macht, 
welche viele Hindernisse überwindet. Wer vieles und Gründliches 
weiß, der betreibt sein Geschäft mit Mut und Zuversicht, und braucht 
er dazu die nötige Vorsicht, so wird es ihm auch gelingen. Er 
muß nicht bloß der deutschen Sprache in allen Verhältnissen mächtig 
sein, sondern auch die Literatur in ihrem ganzen Umfange kennen 
Er muß wissen, was die Ausbildung derselben teils gefördert, teils 
gehemmt hat, wer die Männer gewesen sind, welche die Literatur 
vervollkommnet haben, und welches die Bücher sind, die von so 
großem Einfluß auf alle Zweige des menschlichen. Wissens gewesen 
sind,“ 
Als im Jahre 1853 die Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig ge- 
gründet wurde, hat nach mündlicher Überlieferung ein Geschäfts- 
inhaber gesagt. er könne keine wissenschaftlich gebildeten. Mit- 
1) Des Börsenvereine: >
	        
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