Full text: Autofernstraße Berlin, Leipzig, München, Rom

laß wir auch noch darin einig sind, daß diesen Bestrebungen im Hinblick 
auf die Finanznot von Reich, Ländern und Gemeinden und im Hinblick 
auf die schwierige Wirtschaftslage leider enge Grenzen gezogen sind. 
Zu Einzelheiten des heute zur Erörterung stehenden Planes möchte 
ich nicht sprechen, nur zur grundsätzlichen Frage. Diese Versammlung 
oder der Ausschuß, der sich mit den Angelegenheiten der „Beleimü‘ oder 
„Müleiberl“, wie Sie das nennen wollen, zu beschäftigen hat, wird Stellung 
zu nehmen haben zu der Frage, ob den Bedürfnissen des Autofernverkehrs 
Rechnung getragen werden soll im Rahmen der Instandsetzung vor- 
handener Landstraßen oder durch den Bau von Nur-Autostraßen, wie 
Herr Ministerialrat Dr.-Ing. Speck sie genannt hat. Auf die Gefahr hin, 
daß wir uns bei dem einen oder anderen unbeliebt machen, möchte ich: 
sagen, daß das Reichsverkehrsministerium das erstere für angezeigt hält, 
daß es der Auffassung ist, daß der Bau von Nur-Autostraßen nur aus- 
nahmsweise unter ganz besonderen Verhältnissen in Frage kommen kann. 
Die Gründe für eine derartige Stellungnahme sind eigentlich in dem 
Vortrag, den Herr Ministerialrat Dr.-Ing. Speck gehalten hat, schon 
alle angegeben worden; ich kann mich deshalb darauf beschränken, 
einige Gesichtspunkte ganz kurz zu unterstreichen. Ich möchte darauf 
hinweisen, daß die Eigenart des Kraftfahrzeugs als des anpassungs- 
ähigsten, freizügigsten, beweglichsten Verkehrsmittels doch darin be- 
steht, daß es unabhängig ist von einer bestimmten Linie und einem be- 
stimmten Fahrplan, und daß man dieser Eigenart des Kraftfahrzeugs am 
besten Rechnung trägt, wenn man dafür sorgt, daß ein weit verästeltes 
Landstraßennetz für den Kraftfahrzeugverkehr zur Verfügung gestellt 
wird. (Zurufe: Sehr richtig!) Wir werden in unserer Auffassung, daß 
der Bau von Nur-Autobahnstraßen nur ausnahmsweise in Frage kommen 
<ann, durch die Tatsache bestärkt, daß Nur-Autostraßen in anderen 
zuropäischen Ländern nur ausnahmsweise vorkommen. Die besonderen 
Gründe, die zum Bau der italienischen Straßen Anlaß gegeben haben, 
sind vorhin bekannt gegeben worden. Auf die „Avus‘“ in Berlin brauche 
°cCh hier nicht einzugehen im Hinblick auf ihren Doppelcharakter als Ver- 
kehrs- und Übungsstraße. Wir werden in unseren Bedenken ferner durch 
Äußerungen aus Kraftfahrerkreisen bestärkt. In der automobilistischen 
Fachpresse ist in der letzten Zeit von namhaften Herren der Auffassung 
Ausdruck gegeben worden, daß dem Automobilverkehr mehr durch den 
Ausbau der vorhandenen Straßen gedient werde als durch den Bau von 
Nur-Autostraßen. Es wird in diesen Aufsätzen darauf hingewiesen, daß 
letzten Endes die Automobilisten selbst die Kosten zu tragen hätten, und 
2s wird vor allen Dingen auch die Befürchtung geäußert, daß namentlich 
dann, wenn normale Landstraßen und Autobahnstraßen in den Händen 
derselben Verwaltung seien, zu befürchten sei, daß die ersteren vernach- 
lässigt würden und daß darunter der Automobilverkehr zu leiden habe. 
Herr Ministerialrat Dr.-Ing. Speck hat die finanzielle Frage sehr 
In
	        
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