32 2. Kapitel, Kapitalbildunag und Löhne.
der Landwirtschaft, günstigerer Lage und dergleichen be-
ruhen. Äber das ist nicht immer der Fall, oft beruhen
sie auch nur auf besserer Organisation und Ausnutzung
der wirtschaftlichen Verhältnisse.
Es wäre verkehrt, diese Differentialgewinne ganz
wegzusteuern, ebenso wie es sich als falsch erwiesen hat,
die höheren Einkommen zu sehr zu beschränken. Sie
sind wichtig für die Kapitalbildungs, und zwar nicht nur
im Betriebe selbst, sondern innerhalb der ganzen Volks-
wirtschaft, Es muß auch genügend Kapital für die Er-
richtung neuer Unternehmungen vorhanden sein. Das
Aufkommen ‘solcher darf nicht zu sehr erschwert
werden. Ferner ist zu berücksichtigen, daß für die stei-
genden Lohnforderungen der Arbeiter auch mehr um-
laufendes Kapital verfügbar sein muß. Die stärkere
Kreditinanspruchnahme dafür, ferner auch die Ver-
schlechterung der Zahlunsgssitten und schärfer gewor-
dene Konkurrenz, die zu langer Kreditgewährung
zwingt, haben viel zur Erhöhung des Zinsfußes bei-
sefragen. —
Jedenfalls erkennt man, daß die Arbeiter durch ihre
Gewerkvereine die Löhne doch nur innerhalb ziemlich
enger Grenzen beeinflussen können, die eine richtige
Wirtschaftstheorie angeben kann, natürlich nur im all-
gemeinen und nicht zahlenmäßig bestimmt.
Die Möglichkeit, daß ein einzelner Gewerkverein für
seine Arbeiter höhere Löhne durchsetzen kann, ist auch
sehr davon abhängig, ob die Arbeitgeber die Preise
ihrer ‚Waren erhöhen können. Das ist leichter möglich,
wenn sie ebenfalls in monopolistischen Vereinigungen,
Kartellen, zusammengeschlossen sind. Die Kartellfähig-
keit der verschiedenen Waren ist aber bekannflich sehr
verschieden und daher auch die Frage sehr verschieden
zu beantworten, wie andere Erwerbszweige, Weiterver-
arbeiter, Handel und endlich wie die letzten Kon-
sumenten auf solche Preiserhöhungen reagieren. Im all-