Il. Die Wirkungen des Spekulationskapitals. 65
wohl sie eigentlich Vermögenssteigerungen sind, doch
vielfach von den berufsmäßisen Spekulanten als Er-
träge aufgefaßt und zum Konsum verwendet werden. So
werden sie auch: vielfach der Einkommensteuer unter-
worfen, ganz mit Recht, denn die: berufsmäßigen Spe-
kulanten leben ja davon. Es ist denkbar, daß so der
Konsum aufgebläht wird, während andererseits die
Eflektenumsätze immer mehr umlaufendes Kapital ab-
sorbieren, die Sachkapitalbildung aber nicht befruchtet
wird. Doch wird der Mehrkonsum der Spekulanten
praktisch selten eine nennenswerte Rolle spielen, jeden-
falls nicht in Deutschland, wo diese Bevölkerungsschicht
zu klein ist. Höchstens nach Eintritt des Umschlags
wird sich der Wegfall dieses zeitweise. aufgeblähten
Konsums verschärfend bemerkbar machen. Es ist also
denkbar, daß gerade dadurch, daß die Spekulations-
gewinne auch zum Konsum verwendet werden, das
richtige Verhältnis von Kapitalbildung und Konsum,
also zunächst die richtige Verteilung der Geldsummen
auf den einen oder anderen Zweck nicht gestört wird.
Dann liegt der Fall vor, daß eine Börsenhausse auf
dieses Gebiet lokalisiert bleibt, Aber bei einer stärkeren
Haussebewegung wird das selten zutreffen, und Stö-
rungsmöglichkeiten und größere Preisschwankungen
sind mit der Börsenspekulation immer verbunden.
Gerade wenn die Börse nur eine Durchgangsstelle für
die ihr zuströmenden Kapitalien ist, wenn diese also auf
dem Wege von Neuemissionen, die die Hausse anregt,
größtenteils der Industrie zufließen, ist eine übermäßige
Ausdehnung der Sachkapitalbildung und dadurch das
Eintreten eines Mißverhältnisses zwischen Kapitalbil-
dung und Konsum in kurzer Zeit wahrscheinlich, allein
schon deswegen, weil die größere Nachfrage nach Pro-
duktionsmitteln preissteigernd wirkt.
Durch den Terminhandel. und den Abrechnungsver-
kehr wird natürlich die Bindung umlaufenden Kapitals
in der Börsenhausse sehr vermindert, Aber die Kurs-
Schultze, Weltwirtschaftliche Vorträge. Heft 8, 5