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lich zu ordnen. Diese Lösung geschieht durch Anwendung fol-
gender Kunstgriffe: zunächst mittels der Zurückführung der Er-
scheinungsmasse auf eintragbare und vor allem berechenbare
Tatsachen. Hierbei tritt die bewußte Einseitigkeit der Betrachtung!
zutage: nicht das Ganze der Natur, nicht die Ganzen der Natur,
sondern nur Bruchstücke, Teile der Wirklichkeit sollen erkannt
werden. ;
Man erreicht das vorgesteckte Ziel auf folgenden Wegen:
z. durch Elementarisierung, das heißt durch die Auffindung
einfacher Tatsachen. Als solche boten dem Astronomen die durch
ihre große Entfernung nur noch als Punkte oder Körper zu betrach-
'lenden Gestirne sich dar; der Erforscher irdischer Zustände fand sie
in den kleinsten Teilchen seiner Untersuchungsgegenstände. „Der
Physiker hat... die Elementarerscheinungen untersucht, indem er
sich die Körper in unendlich kleine Teile zerlegt denkt.‘““? Wie schon
Descartes es anempfohlen hatte mit den Worten: „Um alle Eigen-
schaften des Feuers zu erklären, muß man die Bewegung seiner Teile
annehmen; diese Bewegung aber genügt schon allein, um alle seine
Erscheinungen einschließlich der Wärme und des Lichtes zu be-
greifen.“ Ein Schulbeispiel für die Anwendung dieses Verfahrens
ist schon die Newtonsche Lichttheorie. Die anderen Naturwissen-
schaften suchten dem Beispiele der Physik nach Möglichkeit zu
folgen: der Chemiker kam zum Begriff des Elements, der Biologe zu
lem der Zelle usw.
Welche Wandlungen in der neuesten Zeit auch die Physik durchge-
macht hat, die an die Namen Röntgen, Rutherford, Niels Bohr,
Soddy, Planck u. a. anknüpfen: oberster Leitgedanke blieb — ja
wurde immer mehr — das „atomistische Prinzip“. „Die kinetische
Wärmetheorie und die Elektronentheorie hatten das atomistische
Prinzip auf die Gegenstände des physikalischen Geschehens an-
gewendet; die Quantentheorie überträgt das atomistische Prinzip auf
die physikalischen Prozesse selbst... Wie schon früher die Physik
ihren Betrachtungen ein Elementarquantum der Masse und eins der
Elektrizität zugrunde gelegt hatte, so elementarisiert die Quanten-
A FE
9 H. Poincar6, Wissenschaft und Methode. 1914. S. 9.