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Maß unserer Erkenntnis in ihrer Annäherung an die „nudae quanti-
tates‘ liege und daß der Mensch im Grunde nur zur Erfassung von
Quantitäten geschaffen sei: „ut oculus ad colores, auris ad sonos, ita
mens hominis non ad quaevis sed ad quanta intelligenda condita est“
(Kepler). Galileis Grundsatz war es: „Alles messen, was meßbar
ist, und versuchen meßbar zu machen, was es noch nicht ist.“
Auf die seltsame Übereinstimmung dieser Entwicklung des natur-
wissenschaftlichen Denkens zur Quantifizierung mit der Entwicklung
der kapitalistischen Buchführung habe ich schon in .der ersten Auf-
lage meines „Modernen Kapitalismus‘ (1902) aufmerksam gemacht.
Ich habe dort die gemeinsame Neigung zweier so sehr verschiedener
Betätigungen des menschlichen Geistes auch schon auf die gemein-
same Ursache zurückgeführt, nämlich den Wunsch zur Berechenbar-
machung der Erscheinungen. Man will aber rechnen können, um
messen zu können. Meßbarkeit bedeutet aber eindeutige Zuordnung
zu Zahlenreihen, demzufolge rechnerische Erfaßbarkeit. Zum
Rechnen und Messen kann man aber nur qualitätslose „Größen‘‘
gebrauchen: dort das Geld, hier Ausdehnung, Gewicht, Spannung
USW.
Die Krönung des Gebäudes der naturwissenschaftlichen Erkennt-
nis in ihrem ersten Teile bildet
3. die Mathematisierung. Sie ist möglich, sobald die Er-
scheinungen in nur noch quantitativer Bestimmtheit vorliegen. Und
sie ist vorgenommen worden, seit man naturwissenschafilich zu
denken anfing. Es war eine der folgenreichsten Taten der Renaissance,
daß sie die Mathematik sofort aus dem Altertum herübernahm. Die
Mathematisierung nimmt dann rasch an Bedeutung zu, seit etwa um
1600 die von Vieta begründete „symbolische Analysis“ zur An-
wendung gelangt. Sie wird von Descartes, der eine mathesis uni-
versalis träumt, auf die gesamte Geometrie ausgedehnt und mit Hilfe
der von Newton und Leibniz begründeten Infinitesimalrechnung
zur analytischen Mechanik und theoretischen Physik weitergebildet.
Man lernte allmählich für alle Gebiete der Naturbetrachtung Gesetze
in symbolisch-analytischer Form aufzustellen. „Heute hat man solche