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strecken sollen, richtig abzugrenzen. Das geschieht, wie ich glaube,
am besten in der Weise, in der es meistens geschieht. Die gemeine
Meinung kann auch einmal die richtige sein. Die übliche Bestimmung
des Gegenstandes der Nationalökonomie erfolgt aber bekanntlich im
Hinblick auf die Spannung, die notwendig zwischen dem Bedarf des
Menschen an äußeren Dingen der Natur und. deren relativer Sprödig-
keit obwaltet. Man faßt dann Wirtschaft als menschliche Unterhalts-
fürsorge, das heißt als die auf Besorgung (Erzeugung, Bewegung,
Verwendung) von Sachgütern gerichtete menschliche Tätigkeit auf.
Während wir in anderem Zusammenhange die systembildende
Kraft der „Idee der Wirtschaft“ noch genau kennenlernen werden,
will ich an dieser Stelle zweier beachtenswerter Versuche gedenken,
den Gegenstand der Nationalökonomie in anderer Weise abzugrenzen,
als es hier geschieht. Ich meine die Lehren von Rudolf Stammler
und Othmar Spann. Stammler hat vorgeschlagen, soziales Leben
und Wirtschaftsleben gleichzusetzen. „Will Nationalökonomie eine
selbständige Wissenschaft sein, so ist das nur möglich, wenn sie als
Übjekt ihrer Forschung das äußerlich geregelte Zusammenwirken
annimmt‘. „Nicht der Mensch oder die Bedürfnisse oder die Wirt-
schaft in abstracto haben Anfang und grundlegenden Begriff der
Volkswirtschaftslehre abzugeben, sondern das soziale Leben der
Menschen, dessen besondere Ausführung und konkrete Verwirk-
lichung von der politischen Ökonomie in eigner Aufgabe zu er-
Forschen ist“. Ich glaube nicht, daß es zweckmäßig ist, den Gegen-
stand der Nationalökonomie so allgemein zu bestimmen. Wir müssen
dazu wohl innerhalb dieses „äußerlich geregelten Zusammenwirkens“
noch besondere Kreise abgrenzen, um nicht einer und derselben
Wissenschaft die Aufgabe zu stellen, die Vorgänge in den Kirchen
und auf den Kasernenhöfen, in den Gerichtsstuben und in den Kegel-
klubs, in den Börsenhallen und in den Fabriken zu untersuchen.
Jedenfalls kämen wir bei dieser Weite des Gesichtsfeldes nicht zu
irgendeiner Spezialwissenschaft, die doch die Nationalökonomie sein
soll, sondern allenfalls zu einer allgemeinen Soziologie.
An demselben Fehler, den Begriff Wirtschaft zu unbestimmt zu
fassen, krankt der Versuch Othmar Spanns, das Untersuchungs-
7 Rudolf Stammler, Wirtschaft und Recht. Zuerst 1896. S. 192, 209.