Full text: Die drei Nationalökonomien

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einem truc: wir erkennen nämlich, indem wir etwas verstehen, nur 
das, was wir — vorher schon wußten. Ich will mich also lieber der 
Amtssprache bedienen. In wissenschaftlicher Ausdrucksweise lautet 
die Erklärung wie folgt: die Überlegenheit des Verstehens beruht in 
der „Immanenz‘“ dieser Erkenntnisart, die sich darin äußert, daß 
Erkenntnissubjekt und Erkenntnisobjekt, der Erkennende und sein 
Gegenstand, selbig („identisch‘“) sind. Indem der Erkennende also 
gleichsam in seinem Gegenstande drin steckt, erkennt er „von innen‘‘, 
wir stehen „gleichsam hinter den Kulissen“, wie es Schopenhauer 
in einem treffenden Bilde ausgedrückt hat!4a, ; 
Von einem Debatteschreiber in Zürich ist dieser Ausdruck „Imma- 
nenz‘“ bemängelt worden. Er meint’&: „Unter immanent wird in dem 
uns allein hier angehenden Zusammenhang zweifellos diejenige Er- 
kenntnis verstanden, welche innerhalb der Grenzen möglicher Er- 
fahrung bleibt. Als transzendent dagegen wird diejenige bezeichnet, 
welche die Grenzen möglicher Erfahrung überschreitet.‘ Hier liegt 
ein Mißverständnis vor, das übrigens angesichts der Armseligkeit 
unserer Ausdrucksmittel entschuldbar ist: es handelt sich nicht um 
die ontologischen Begriffe Immanenz und Transzendenz, sondern um 
die erkenntnistheoretischen Begriffe gleicher Bezeichnung, die wir 
auf die Art.des Erkennens anwenden. 
Da könnte gegen meine Sprechweise nur insofern ein Einwand 
erhoben werden, als man behauptete: alle Erkenntnis sei „tran- 
szendent‘‘, insofern sie das Bewußtsein des Erkennenden ‚„tran- 
szendiert‘“. Dieses ist der Sinn des Wortes „Transzendenz‘“ in dem 
oft erwähnten Buche Edith Landmanns und auch in meiner oben 
aufgestellten Behauptung von der Immanenz des Erkennens beim 
Verstehen. Die Annahme, daß alle Erkenntnis transzendent‘ sei, 
scheint nun in der Tat sehr einleuchtend, wenn sie etwa wie folgt 
begründet wird!?s: „Die Gegenstände, auf die sich die Gedanken be- 
74a A. Schopenhauer, Über die vierfache Wurzel usw. $ 43. 
% Robert Wilbrandt in den Schriften der Deutschen Gesellschaft für Sozio- 
logie. 6 (1929), 324. 
76 °A, Pfänder, „Logik“ im Jahrbuch für Philosophie und phänomenologische 
Forschung. Bd. IV. S.. 145. Husserl dagegen kennt die „immanente‘“ Erkenntnis, 
beschränkt sie aber m. E. unberechtigterweise auf das Erkennen des (eigenen) 
„Erlebnissfroms‘. Siehe Ideen zu einer reinen Phänomenologie. $$ 38. 44. 46.
	        
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