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ziehen, legen... immer jenseits der Gedanken, sind ihnen immer
transzendent. Auch da, wo irgendwelche dem Bewußtsein immanente
Gegenstände, wo also etwa das eigene Denken und die eigenen Ge-
danken zu Gegenständen neuer, anderer Gedanken werden, bilden
diese Gegenstände doch nicht Bestandteile dieser auf sie gerichteten
Gedanken, sondern liegen immer. jenseits ihrer. Man kann daher
sagen, es liegt im Wesen der Gedanken, ihnen selbst jenseitige und
in diesem Sinne transzendente Gegenstände zu geben.“ Das ist natür-
lich richtig mit Bezug auf den einzelnen Gedanken: es ist selbst-
verständlich, daß selbst jeder andere Gedanke meinem jetzt gedachten
Gedanken „transzendent‘“ ist. Aber trifft es auch zu mit Bezug auf
die Gesamtheit der Gedanken, auf die „Welt der Gedanken“? Be-
findet sich mein einzelner Gedanke diesen gegenüber nicht in einem
grundsätzlich anderen Verhältnis als gegenüber dem Baum? Gehört
mein Gedanke nicht demselben Bereich an, wie alle übrigen Ge-
danken, während der Baum einem völlig fremden Bereich angehört?
Sind nicht alle Gedanken ein und dasselbe Wesen, nämlich Geist, und
bewege ich mich mit meinen Gedanken nicht innerhalb desselben
Bereichs, wenn ich Gedanken denke, ist mein Denken dann nicht
„‚immanent‘“, während es „transzendiert‘“ in einen anderen Bereich,
wenn es den Baum denkt? In diesem und nur in diesem Sinne spreche
ich von einer Immanenz der Erkenntnis, die man also als Bereichs-
immanenz bezeichnen könnte. Und in diesem Sinne hleibt auch
mein oben aufgestellter Satz zu Recht bestehen, daß nämlich alles
Verstehen immanente Erkenntnis ist deshalb, weil der Erkennende
und sein Gegenstand demselben „Bereich‘‘, derselben „Sphäre“ an-
gehören, und das ist auch hier die Sphäre des Geistigen. Die Kultur
ist „objektiver“ Geist, der erkennende Mensch ist „subjektiver“ Geist,
weil in seiner Seele eine Ideen denkende, Ziele steckende, Normen
setzende Fähigkeit ruht, die ihn von allen Lebewesen unterscheidet
Auch Heidegger bestimmt die Eigenart der Erkenntnisart des ‚Verstehens‘‘
seiner ganzen Grundauffassung gemäß mit Hilfe des Immanenzbegriffes, ‚obwohl
er des Ausdrucks sich nicht bedient, wenn er etwa sagt: Das Reale „ist wesenhaft
nur als innerweltliches Seiendes zugänglich. Aller Zugang zu solchem Seienden
ist ontologisch fundiert in der Grundverfassung des Daseins, dem In-der-Welt-Sein.
Dieses hat die ursprüngliche Seinsverfassung der Sorge‘ usw. Sein und Zeit.
9. Aufl. S. 202 und öfters.