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wie überhaupt in keiner Ganzheit‘“%®; an Stelle der Kausalität soll
„Umschichtung“, Umgliederung der Mittel treten. So richtig das für
die Sphäre des Geistes gedacht ist, so falsch ist es für die Sphäre des
Lebens, in der sich alle Kultur und somit auch alle Wirtschaft be-
wegt. Für diese gilt aber gerade die Kategorie der Kausalität, Wir
wissen heute doch wohl, daß diese aus dem Urerlebnis des Wirkens
überhaupt erst entstanden ist, das dann erst auf die Vorgänge in
der Natur übertragen wurde. Ich will hier Scheler sprechen lassen,
der in einer seiner letzten und tiefsten Schriften diesen Sachverhalt
mit mustergültiger Klarheit dargelegt hat?: „Auch der Kausalbegriff
hat seinen Ursprung in der Auswirkung des Vitalzentrums eines
Lebewesens auf die Umwelt. Daß ich ein Projekt als durch mich
und mein Tun nach einiger Zeit verwirklicht vorfinde, darin habe
ich das Urphänomen, an dem der Kern der Kausalkategorie, das
‚Wirken‘ reflexiv erfaßbar ist... Die Evidenz, ‚dies Sosein ist real
geworden durch mich‘, ist völlig unabhängig von der Erkenntnis,
wie solches stattfinde und erfolge; sie ist ebenso sonnenklar als
das Wie dunkel ist. Auch liegt diese Urerfahrung viel früher als
alle Scheidung, die ich an mir selbst zwischen Leib, Seele, Körper
u. dgl. vornehme. Sie ist auch unabhängig von allem Ichbewußt-
sein und Icherleben. Auch in der ekstatischen Triebhandlung, bei
der der Triebimpuls ohne vorhergehende Ichbeziehung in Verwirk-
lichung sich umsetzt, ist ein ‚Beispiel‘ für dieses ‚Wirken‘ gegeben.
Ist das Urerlebnis der Kausalität an solchem Beispiel gegeben und
wird in Reflexion auf das Erlebnis die Kausalkategorie erfaßt, so
wird eben diese Kategorie auch auf das Verhalten der Umweltdinge
untereinander übertragen.“
Dieser letzte Schritt führt in die Metaphysik hinüber, denn die
Annahme eines ursächlichen Zusammenhangs in den Naturdingen
deutet etwas in die Natur hinein, enthält eine Behauptung, die nicht
% Othm. Spann, Kategorienlehre. 1924. S, 6ff. Vgl. die Auseinandersetzung
Spanns mit Max Adler auf dem 5. Deutschen Soziologentag in Wien 1926 und
seinen Nachtrag in den Kölner Vierteljahrsheften für Soziologie 1927.
% Max Scheler, Idealismus und Realismus im Philosophischen Anzeiger
2, 319/20. Vgl. auch die schönen Schriften von Julius Schultz, Psychologie
der Axiome, 1899, und Die Bilder der Materie, 1905, und jetzt wieder
M. Heidegger, Sein und Zeit. 2. Aufl. 1926.