Full text: Die drei Nationalökonomien

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der in Individual- und Allgemeinbegriffe: der Einzelbegriff kann ein 
Individualbegriff (Reichsbank) oder ein Allgemeinbegriff (Bank), der 
Kollektivbegriff kann ebenso beides sein: Konzern der D-Banken -— 
Bankkonzern. 
Nun will ich aber noch eine dritte Unterscheidung machen, die 
nicht gemacht zu werden pflegt und die mir doch sehr wichtig zu 
sein scheint, das ist die Unterscheidung nach der Gattung der Be- 
eriffe in 
3. Ideal- und Realbegriffe. Die Unterscheidung hat natürlich 
nur einen Sinn im Bereiche der Kulturwissenschaft, die Wesens- 
erkenntnis gewinnt. 
Idealbegriffe nenne ich diejenigen, bei denen das Wesen des 
Gegenstandes in voller Reinheit zum Ausdruck gebracht wird. Sie 
entstehen durch Ausscheidung aller nicht wesentlichen Merkmale und 
„Steigerung‘“ aller Wesensmerkmale. Bei der Bildung solcher Ideal- 
begriffe ist alle „Wertung“ auszuschalten: es handelt sich nicht um 
die Erfassung des „Vollkommenen“‘‘, sondern des „Wesentlichen“, 
Realbegriffe sind demgegenüber diejenigen, die die Gegenstände 
in ihrer zufälligen (empirischen, historischen) Gestalt erfassen. Sie 
entstehen durch Zusammenstellung der empirisch nachweisbaren 
Merkmale (natürlich auf der Grundlage der Wesenserfassung, auf 
der, wie wir sahen, alle kulturwissenschaftliche Begriffsbildung be- 
ruht): ; 
Diese Unterscheidung in Ideal- und Realbegriffe wird hoffentlich 
dazu beitragen, den Begriff des „Idealtypus‘ zu klären, den Max 
Weber in unsere Wissenschaft eingeführt hat und über den seitdem 
eine umfangreiche Literatur erschienen ist!!?, So bedeutsam dieser 
Begriff ist, so wenig geklärt ist er. Weder Max Weber selbst, noch 
diejenigen, die nach ihm sich dieses Begriffes angenommen haben, 
sind bemüht gewesen, ihn in logisch einwandfreier Weise zu be- 
123 Aus dem Schrifttum, das die Terminologie Max Webers zum Gegenstande 
hat, seien genannt: A. von Schelting, Die kulturwissenschaftliche Begriffs- 
bildung bei Max Weber im Archiv für Sozialwissenschaft usw. Bd. 49. Hans 
Oppenheimer, Die Logik der soziologischen Begriffsbildung mit besonderer Be- 
rücksichtigung von Max Weber. 1925. Vgl. dazu Andreas Wallher in den 
Göttinger Gelehrten Anzeigen. ı926, und im Jahrbuch für Soziologie. Bd. 11. 
Hermann J. Gräb, Der Begriff des Rationalen in der Soziologie Max Webers. 
192%. Bernhard Pfister, Die Entwicklung zum Idealtypus. 1928.
	        
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